Hochschuldozentin Katja Knauthe veröffentlicht mit ihrer erfolgreichen Dissertation eine organisationssoziologische Analyse von Entscheidungen in KMU.
Katja Knauthe ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am GAT-Institut. Dort ist sie im EU Projekt Well Care und im BMFTR-Projekt PiTiPS beschäftigt. Darüber hinaus ist sie Dozentin im Master-Studiengang Management sozialen Wandels. Im Rahmen ihrer Kooperativen Promotion mit der Technischen Universität Dortmund und der Hochschule Zittau/Görlitz veröffentlichte sie nun das Buch zum Thema: “Die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf aus Unternehmensperspektive.”
Welche institutionellen und organisationalen Faktoren fördern oder behindern die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU)? Diese Studie beleuchtet das Thema anhand zweier theoretischer Perspektiven: der Grenznutzentheorie, die Aufwand und Nutzen pflegefreundlicher Maßnahmen erklärt, und der mimetischen Isomorphie, die die Nachahmung organisationaler Praktiken als Reaktion auf Unsicherheit beschreibt. Grundlage sind 43 Interviews mit Inhaberinnen und Inhaber von KMU der gewerblichen Wirtschaft. Die Analyse zeigt, wie Entscheidungen im Alltag getroffen und pragmatische Lösungen entwickelt werden. Zugleich wird sichtbar, dass pflegespezifische Maßnahmen oft als nachrangig gelten, während allgemeine Unterstützungsangebote als ausreichend wahrgenommen werden. Branchenlogiken und lokale Bedingungen prägen diese Prozesse und eröffnen KMU zugleich erweiterbare Handlungsspielräume durch passgenaue Formate und Kooperationen. Daraus ergeben sich neue Impulse für die organisationssoziologische Forschung und konkrete Anknüpfungspunkte für Politik und Praxis zur Förderung pflegefreundlicher Unternehmenskulturen.
Darüber hinaus zeigt die Untersuchung, dass gesetzliche Regelungen wie das Pflegezeit- und Familienpflegezeitgesetz kleine Betriebe bislang weitgehend ausschließen und so strukturelle Benachteiligungen fortbestehen. Mit dem Konzept des Vereinbarkeitsegalitarismus wird deutlich, dass viele KMU Gleichbehandlung über Differenzierung stellen und allgemeine Maßnahmen bevorzugen, was die Entwicklung pflegespezifischer Lösungen zusätzlich erschwert. Das ist ein Befund, der gängige Annahmen über Handlungsbarrieren in KMU neu ordnet.
Mein besonderer Dank gilt Prof. Dr. Monika Reichert (TU Dortmund) und Prof. Dr. Andreas Hoff (HS Zittau/Görlitz), die meine Promotion mit großer fachlicher Kompetenz, konstruktiven Rückmeldungen und beständigem Vertrauen begleitet haben. Sie haben mir den Freiraum gegeben, wissenschaftlich meinen eigenen Weg zu gehen, und mich zugleich in entscheidenden Phasen ermutigt und gestärkt. Ebenso danke ich den 43 Kleinst- und Kleinunternehmen aus dem Landkreis Görlitz, deren Vertreterinnen und Vertreter bereit waren, Einblicke in ihre betriebliche Praxis, ihre Herausforderungen und Entscheidungslogiken zu gewähren. Ohne ihre Offenheit wäre diese Arbeit nicht möglich gewesen.
Die Promotion wurde im Rahmen der Landesinnovationspromotionen des Freistaates Sachsen aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds Plus (ESF+) gefördert. Diese Förderung ermöglichte mir zudem einen Forschungsaufenthalt an der University of Sheffield im Projekt "Sustainable Care – Connecting People and Systems" unter der Leitung von Prof. Sue Yeandle, der meine wissenschaftliche Perspektive nachhaltig bereichert hat. Allen, die diesen Weg begleitet und unterstützt haben möchte ich aufrichtig danken.