Hochschuldelegation in Taiwan, Japan und Singapur eröffnet vielfältige Chancen für Sachsen und die Hochschule Zittau/Görlitz.
Ein großer Erfolg und eine große Chance für die Hochschule Zittau/Görlitz (HSZG). Vom 27. September bis 5. Oktober 2025 war eine Delegation der Hochschule Teil der sächsischen Delegationsreise unter Leitung des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer nach Taiwan, Japan und Singapur. Ziel der Reise: das Aufzeigen von Sachsens Stärken in Forschung, Wirtschaft und Kultur und der Aufbau neuer Kooperationen.
In den Zehnerjahren waren die Schlagzeilen sehr catchy. Die US-Administration unter Präsident Barack Obama postulierte 2012 einen „Pivot to Asia“ (Schwenk nach Asien), internationale Fachmagazine wie „The Economist“ oder „Foreign Affairs“ veröffentlichten Artikel zum Aufstieg Asiens („The 21st Century Will Be an Asian One“) und Niedergang des Westens („The West in Decline“).
Wie stellt sich die Situation in Asien 2025 dar? Welche Märkte boomen, was sind entscheidende Zukunftstechnologien? Welche Chancen bieten sich für den Freistaat Sachsen, seine Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur in der Zusammenarbeit mit asiatischen Partnern?! Eine Wirtschafts- und Wissenschaftskonferenz im taiwanesischen Taipeh, der Besuch des Deutschen Pavillons auf der Expo 2025 im japanischen Osaka, der Besuch des deutschen Wirtschaftsbüros sowie der National University of Singapore, einer der führenden Universitäten Asiens und der Welt, sowie ein Treffen mit Unternehmensvertretern in Singapur gaben Antworten – für die HSZG und den Freistaat Sachsen.
Mit rund 70 % Marktanteil am globalen Halbleitermarkt ist Taiwan ein zentraler Akteur der High-Tech-Branche. Kunden wie Apple, Microsoft, AMD oder NVIDIA setzen auf die Produkte von TSMC (Taiwan Semiconductor Manufacturing Company), dem weltweit führenden Halbleiterhersteller mit Hauptsitz im taiwanesischen Hsinchu. Halbleiter kommen in Computer- und Kommunikationstechnologien, Solar- und Automobiltechnik sowie Industrieanwendungen zum Einsatz und sind unverzichtbar für Digitalisierung, Mobilität und Innovation. Auch die in Dresden angesiedelten High-Tech-Unternehmen – darunter z.B. Infineon Technologies AG, Global Foundries (GF), TSMC (Taiwan Semiconductor Manufacturing Company Ltd.) – sind auf gut ausgebildete Fachkräfte angewiesen, um ihre Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern.
Vor diesem Hintergrund startete die sächsische Delegationsreise mit der Wissenschaftskonferenz „Sustainability Perspectives in the Semiconductor Industry“ am 30. September in Taipeh, Taiwan. Dort diskutierten internationale Expertinnen und Experten Markttrends, Technologieentwicklungen und nachhaltige Kooperationen zwischen sächsischer und taiwanesischer Wirtschaft und Wissenschaft.
Prof. Dr. Sophia Keil, Prorektorin für Forschung, Transfer und Internationalisierung an der HSZG, nahm als Speakerin am Panel „Sustainable Talent Development“ teil. Sie setzte wichtige Impulse für die nachhaltige Förderung von Talenten und betonte die zentrale Rolle von Hochschulen für angewandte Wissenschaften bei der Ausbildung qualifizierter Fachkräfte. Die Konferenz bot somit nicht nur Einblicke in die Zukunft der Halbleiterindustrie, sondern auch konkrete Ansätze für eine enge internationale Zusammenarbeit – sowohl im Bereich Forschung als auch in der Entwicklung von High-Tech-Talenten für Sachsen.
Allein: Die HSZG hat sich in den letzten Jahren als aktiver Partner der Halbleiterindustrie in Forschung und Fachkräfteausbildung etabliert. So wurden, gemeinsam mit dem Landkreis Görlitz, internationale Austauschformate wie der Taiwan-Tag 2024 und die Internationale Wirtschaftskonferenz 2025 initiiert. Im Rahmen ihrer High-Tech-Strategie entwickelt die Hochschule derzeit zwei neue, praxisnahe Bachelorstudiengänge: „Halbleiterprozesse und Materialchemie“ sowie „Mechatronics for Manufacturing“. Die Studiengänge starten im Herbst 2026.
Die Panel-Diskussion in Taipeh hat gezeigt, wie entscheidend eine enge Verzahnung von Hochschulen, Industrie und internationalen Partnern für die nachhaltige Entwicklung von Talenten in der Halbleiterindustrie ist. Gerade Hochschulen für Angewandte Wissenschaften – wie wir hier in Zittau/Görlitz – können dabei eine Schlüsselrolle übernehmen. Die Kooperationen mit Taiwan eröffnen nicht nur wertvolle Perspektiven für den Austausch von Wissen und Best Practices, sondern schaffen zugleich neue Chancen für unsere Studierenden, direkt von internationalen Projekten, Erfahrungen und Innovationen zu profitieren. So stärken wir langfristig sowohl die Wettbewerbsfähigkeit unserer Talente als auch die Zukunftsfähigkeit der Branche.
„Designing Future Society for Our Lives“, so das Motto der Weltausstellung Expo 2025 im japanischen Osaka vom 13. April bis 13. Oktober 2025. 158 Länder nehmen an der Expo teil, darunter Deutschland mit einem eigenen Pavillon. Nach dem Empfang durch die deutsche Botschafterin in Japan, Petra Sigmund, besuchten die Teilnehmenden der sächsischen Delegationsreise auf dem Ausstellungsgelände der Expo 2025 den Deutschen Pavillon und kamen mit Unternehmen und Institutionen aus Sachsen und Japan ins Gespräch.
„Der Besuch in Japan bot eine exzellente Gelegenheit, verschiedene Unternehmen und Institutionen kennenzulernen und neue internationale Kontakte zu Wissenschaftseinrichtungen aufzubauen“, sagt Inna Hauf, Koordinatorin für Internationales an der HSZG. „Viele Gespräche werden in den kommenden Wochen in Deutschland fortgesetzt, um nachhaltige Kooperationen und die Entwicklung von Talenten langfristig zu sichern“, so Inna Hauf. Mit Tekscend Photomask, dem weltweit führenden Anbieter von Fotomasken für Halbleiter und Silizium-Schablonenmasken, sind hierzu bereits konkrete Schritte geplant.
Mit einer Fläche von 728,6 Quadratkilometern ist Singapur das kleinste Staatsgebiet Südostasiens, der Stadtstaat hat sich jedoch in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Zentrum der asiatischen und internationalen Wirtschafts- und Finanzwelt entwickelt. Die Singapurisch-Deutsche Industrie- und Handelskammer ist eine der größten deutschen Auslandshandelskammern weltweit und fungiert in Singapur als zentrale Anlaufstelle für deutsche Unternehmen und Institutionen. Auch die Wirtschaftsförderungsanstalt der Bundesrepublik Deutschland ist in Singapur vor Ort. Zusammen mit der Deutsch-Singapurischen AHK betreibt sie den „GTAI Hub“, um deutsche Unternehmen bei der Expansion in den asiatischen Markt zu unterstützen – auch für die HSZG von Nutzen.
Wir konnten in Taiwan, Japan und Singapur Kontakte zu Unternehmensvertretern der Halbleiterindustrie, darunter Infineon Technologies AG, Tekscend Photomask, GlobalFoundries (GF) und TSMC (Taiwan Semiconductor Manufacturing Company Ltd.), herstellen und unsere neuen Studiengänge ‘Halbleiterprozesse und Materialchemie’ sowie ‘Mechatronics for Manufacturing’ mit ihnen diskutieren. Damit leisten wir einen aktiven Beitrag zur Entwicklung einer nachhaltigen Fachkräftebasis für die Halbleiterindustrie in Sachsen.
Abseits der wirtschaftlichen Gespräche trafen sich in Singapur die Vertreterinnen und Vertreter der HSZG mit dem Deutschen Akademischen Auslandsdienst (DAAD). Auf der Agenda: Erörterung von zukünftigen Kooperationsmöglichkeiten im Bereich Studierendenaustausch, Joint-Degree-Programme, Faculty Mobility und Summer Schools – ein wichtiger Schritt für mehr akademischen Austausch zwischen Deutschland, dem Freistaat Sachsen und Südostasien.
„Die Gespräche mit dem DAAD Singapur zum Studierendenaustausch und mit der National University of Singapore (NUS) zu gemeinsamen Forschungsprojekten zeigen, wie internationale Kooperationen Ausbildung und Forschung bereichern. Solche Partnerschaften fördern den Austausch von Studierenden und Forschenden und ermöglichen praxisnahe Forschung und Innovation in enger Zusammenarbeit mit internationalen Partnern“, sagt HSZG-Prorektorin Prof. Dr. Sophia Keil.
Die Hochschule Zittau/Görlitz war im September/Oktober 2025 mit drei Vertreterinnen und Vertretern in Asien vor Ort: Prof. Dr. Sophia Keil, Prorektorin für Forschung, Transfer und Internationalisierung, Prof. Dr.-Ing. Klaus ten Hagen, Dekan der Fakultät Elektrotechnik und Informatik, und Inna Hauf, Koordinatorin für Internationales. In Taiwan und Japan wurde Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer von einer über 50-köpfigen Delegation mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur begleitet.
Die Delegationsreise nach Taiwan, Japan und Singapur war für die Hochschule Zittau/Görlitz ein großer Erfolg und ein bedeutender Schritt in der internationalen Positionierung. Durch die neu geknüpften und vertieften Kontakte zu führenden Unternehmen der Halbleiterindustrie – darunter Infineon Technologies AG, Tekscend Photomask, GlobalFoundries (GF) und TSMC (Taiwan Semiconductor Manufacturing Company Ltd.) – eröffnen sich wertvolle Perspektiven für künftige Kooperationen in Forschung, Lehre und Fachkräfteentwicklung. Auch die Gespräche mit dem Fraunhofer-Netzwerk, hier konkret das Fraunhofer-Institut für Elektronische Nanosysteme ENAS unter Leitung von Prof. Dr. Harald Kuhn, zu gemeinsamen Forschungsprojekten und wissenschaftlicher Zusammenarbeit verdeutlichen das wachsende Potenzial der HSZG als Partnerin für innovative und praxisnahe Forschung. Im Herbst 2025 werden die begonnenen Gespräche fortgeführt – mit dem Ziel, die internationalen Partnerschaften weiter auszubauen und die Hochschule als aktiven Gestalter im globalen Wissenschafts- und Technologiedialog zu etablieren.
Wie auch die HSZG zieht Ministerpräsident Michael Kretschmer ein positives Fazit: „Die Reise unterstreicht Sachsens Anspruch, Brückenbauer zwischen Europa und Asien zu sein“, so Sachsens Ministerpräsident.
Text: Prof. Sophia Keil, Frank Leberecht, Inna Hauf