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14. Oktober 2021

ENKOR zu Gast auf dem Überland-Festival in Görlitz am 11.09.2021

Ein Bericht zum Workshop "Engagement des Ländlichen? Forschungen, Herausforderungen, Ideen" von Maria Stein.

  • Workshop mit Prof. Claudia Neu (Georg-August-Universität Göttingen), Prof. Raj Kollmorgen (Hochschule Zittau/Görlitz) und Ljubica Nikolic (Georg-August-Universität Göttingen)
  • Moderation: Anna Eckert (Thünen-Institut für Regionalentwicklung)
  • Bericht: Maria Stein (Hochschule Zittau/Görlitz)

     

Die einleitende Fragestellung danach, was Engagement eigentlich sei, verwies bereits darauf, dass die Definition der Enquete-Kommission des Bundestages[1] die Bandbreite von traditionellen hin zu moderneren, häufig informellen und/oder kurzfristigen, Engagementformen nicht mehr ausreichend abzubilden scheint. So diskutierten Prof. Claudia Neu und Prof. Raj Kollmorgen mit den Teilnehmenden angeregt über gegenwärtig auftretende Wandlungsprozesse von Engagementkonstellationen in ländlichen Räumen. Zunächst wurde vom Publikum das Engagement von Frauen thematisiert, die oft eher in familiennahen, weniger öffentlichen Kontexten agierten. Eine Teilnehmerin äußerte den Wunsch nach mehr Wertschätzung. Doch wie könnte diese aussehen? Sollten Frauen, die sich stärker Fördervereinen, Schulen, Kitas und eben auch in nicht institutionalisierten Formen engagieren, mit Medaillen oder sonstigen Auszeichnungen geehrt werden, die bisher üblicherweise in männlich dominierten Organisationen, wie Feuerwehr und Sportvereinen verliehen werden?

Die weitere Diskussion verdeutlichte, dass es angesichts der großen Engage­mentvielfalt keine pauschale Antwort auf die Frage nach Sichtbarkeit und Wertschätzung geben kann. Nicht jedes freiwillig ausgeübte Engagement brauche monetäre Anerkennung, jedoch könne eine Aufwandsentschädigung aufgrund unterschiedlicher ökonomischer Ausgangslagen für manche Personen durchaus einen Motivationsfaktor darstellen. Große Übereinstimmung gab es hinsichtlich der zu schaffenden Strukturen, welche die Ausübung von Engagement erleichtern sollten. Gemäß dem Leitspruch „Ehrenamt braucht Hauptamt“ gelte es, die Engagierten von koordinativen und bürokratischen Verwaltungsaufgaben zu entlasten, damit deren Fokus auf inhaltliche Tätigkeiten gerichtet werden kann.

Ein Besucher berichtete von seinen Bemühungen, als Zugezogener in seinem Wohn­ort etwas zu verändern. Die Frage nach Strategien zur Integration von innovativen Ideen in die lokale, etablierte Engagementlandschaft sorgte für einen regen Austausch unter den Teilnehmenden.

Zum Abschluss des Workshops führte Ljubica Nikolic die Besucher*innen in einem Gedankenexperiment zu ihren persönlichen sozialen Orten. Verschiedene, auch ungewöhnliche Orte fanden in den Berichten der Teilnehmenden Erwähnung. So wurden neben dem klassischen Vereinshaus, der ehemaligen Bushaltestelle, dem Spielplatz oder der Kirche auch der Friedhof und der Badesee als Orte des sozialen Austauschs benannt.

Zusammenfassend stellte der Workshop für die Forscher*innen bezüglich der Fragestellung, wodurch sich Engagement in ländlichen Räumen gegenwärtig auszeichnet, einen großen Gewinn dar. Deutlich wurde, dass für die Analyse von einer großen Vielfalt und unterschiedlichen Bedürfnissen nach Unterstützung und Sichtbarkeit ausge­gangen werden muss.

 

Um Engagement vor Ort zu erforschen, bedarf es einer kleinräumigen und bürgernahen Vorgehensweise. So wies Prof. Kollmorgen am Ende des Workshops darauf hin, dass man sich bei Ideen zu forschungsrelevanten Aspekten gern an das Team des ENKOR-Projekts wenden könne.

 

Literatur:
Deutscher Bundestag: Bericht der Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements“, Drucksache 14/8900, Berlin: 03.06.2002

 

[1] Deutscher Bundestag (2002), S. 24 f.

Ihre Ansprechpersonen
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Institut für Transformation, Wohnen und soziale Raumentwicklung
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Dr. Thomas Prennig
Dr. rer. pol.
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