Neuberufung: Seit Beginn des Sommersemesters ist Prof. Dr.-Ing. Matthias Kunick Professor für Energiesystemtechnik an der HSZG. Eine Rückkehr und ein Neuanfang.
                    
            
        „Wie der Rektor“, sagt Prof. Dr.-Ing. Matthias Kunick und lacht, „bin ich ein Gewächs der Hochschule Zittau/Görlitz.“ Im Jahr 2001 schrieb Kunick sich als Student für Maschinenbau ein und studierte in der Fachrichtung Konstruktion. Aus dieser Zeit erzählt er eine Anekdote: „Ich hatte einen Kommilitonen mit Finanznöten in der Übung zur Thermodynamik neben mir sitzen. Er fragte den Professor, ob dieser nicht eine studentische Hilfskraft bräuchte, damit er sich etwas dazuverdienen könnte. Projekte gebe es immer, sagte der Professor und fragte, ob ich auch Interesse hätte.“ Kunick willigte aus reiner Höflichkeit ein, um den Professor nicht vor den Kopf zu stoßen. Sein Kommilitone stieg bald darauf wieder aus dem Projekt aus. Aber Kunick blieb. Und das war gut so. „Ich habe später als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Technische Thermodynamik bei Herrn Prof. Dr.-Ing. habil. Hans-Joachim Kretzschmar gearbeitet und auch in Zeiten, in denen ich nicht an der HSZG angestellt war, immer engen Kontakt zur Hochschule gehalten. Prof. Kretzschmar hat mir letztlich die Möglichkeit gegeben in einem kooperativen Verfahren an der TU Dresden bei Prof. Dr.-Ing. Uwe Gampe zu promovieren.“
Wie ein roter Faden zieht sich die HSZG durch Kunicks Leben und ermöglicht ihm spannende Projekte und eine berufliche Zukunft. Die Arbeit an der HSZG brachte ihn nach seiner Promotion auch in die USA, nach Idaho. „Die Möglichkeit an einem großen Institut wie dem Idaho National Laboratory zu arbeiten, muss man wahrnehmen.“, sagt Kunick. Also zog er mit seiner Frau und den zwei Mädchen, heute sieben und drei Jahre alt, in die 60.000 Einwohnerstadt Idaho Falls. Die ersten 71 Nächte, ca. 10 Wochen, schliefen sie im Hotel – und man kann sich ein bisschen mehr vorstellen wie Kunick tickt, wenn man weiß, dass er diese Nächte gezählt hat. „Das war erstmal eine Herausforderung sich dort alles zu organisieren.“, sagt er. „Aber wir haben das gut hinbekommen.“ Dann kam der Container mit ihren Sachen aus Deutschland. Sie fanden ein Reihenhaus zur Miete und eine Kita für die Kinder. „Auf Arbeit lief es richtig gut für mich; ich hatte Glück bei den Projekten und tolle Kollegen“, Matthias Kunick konnte sich vorstellen für immer in den USA zu bleiben. 
Als seine Frau erkrankte und operiert werden musste, wurden beide nachdrücklich daran erinnert, wie wertvoll ein gut funktionierendes Gesundheitssystem ist. „Es war interessant das amerikanische Gesundheitssystem kennenzulernen“, sagt er. „Wir sind extrem verwöhnt mit dem Gesundheitssystem in Deutschland.“ Kunicks Frau brauchte das gewohnte familiäre Umfeld um zu genesen. „In den USA hätte sich meine Frau auf absehbare Zeit nicht von ihrer Krankheit erholt. Also nahmen wir schweren Herzens Abschied von unsere dortigen Freunden, Nachbarn und Kollegen. Natürlich sind wir nun aber auch wieder zuhause angekommen und freuen uns über unsere Freunde, Angehörige und Kollegen, die immer für uns da waren.“ 
„Die Möglichkeit an einem großen Institut wie dem Idaho National Laboratory zu arbeiten, muss man wahrnehmen.“
Seit Beginn des Sommersemesters ist Kunick nun Professor für  Energiesystemtechnik an der HSZG. „Es war für mich ein Glücksfall, dass  ich zurückkommen durfte an die HSZG.“ Es gäbe vergleichsweise nur wenige  Stellen für Hochschullehrer an Hochschulen und Universitäten, da werde  die Luft weiter oben immer dünner. „Die Energiesystemtechnik als  Fachgebiet passt von der Ausrichtung her gut zu meinem Werdegang. Für  mich steht nun die Lehre im Vordergrund.“, sagt Matthias Kunick. Jeder  Hochschullehrer müsse sich zunächst genau darum kümmern. Abseits davon  könne man natürlich noch seinen eigenen Forschungsinteressen nachgehen.  „In der Forschung ist man frei, man kann sich frei entfalten. Im  Gegensatz zu großen Forschungsinstituten muss man sich dafür aber auch  selbst um Personal und Forschungsmittel kümmern.“
Am 1. März fing  Kunick seine Stelle an der HSZG an, eine Woche später hielt er die  ersten Vorlesungen. Dann kam der Corona Lock Down und damit die Maßgabe,  die Lehre in digitaler Form anzubieten. „Das ist natürlich etwas  herausfordernd, wenn man gerade wieder neu eintaucht in die Lehre.“ Vor  allem, wenn die ganze Familie wegen der Pandemie Zuhause ist. Kunicks  Frau arbeitet bei Siemens in der Einkaufsabteilung. „Sie ist nur am  Telefon, hat ihr Headset auf und telefoniert mit China“, Kunick lacht,  wenn er davon erzählt. „Ich kümmere mich dann um die Mädchen, wenn sie  unleidlich sind. Jetzt gehen sie zum Glück wieder in Schule und Kita. Es  kehrt also wieder Ruhe ein, ich kann mich meinen Videovorlesungen  widmen, und auch wieder nach Zittau fahren.“
Diese Videovorlesungen bedeuten für Kunick enorm viel Aufwand. Er  zeichnet sie auf und stellt sie anschließend online. „Ich biete den  Studierenden an, ihre Rückfragen per Mail an mich zu schreiben. Das  funktioniert sehr gut. Der Vorteil vom Video ist auch, dass man es sich  so oft ansehen kann, bis man einen komplizierteren Zusammenhang  verstanden hat.“
Matthias Kunick hat einige Projekte in Aussicht,  die er gern bearbeiten würde. In einem, soviel sei schon mal verraten,  geht es um die Entwicklung eines thermonuklearen Raketenantriebs für  bemannte Mars-Missionen am Idaho National Laboratory, finanziert durch  die NASA. Aber im Moment sei es schwierig an Personal zu kommen. „Gute  Absolventen der Energietechnik und des Maschinenbaus, müssen sich um  ihre Zukunft keine Sorgen machen.“, sagt Kunick. Sowohl in der Industrie  als auch in der Forschung gäbe es viele interessante Möglichkeiten.  Vielleicht sind es irgendwann Kunicks Studierende, die einen Beitrag  dazu leisten die Reisezeit zum Mars  zu verkürzen und damit die  Menschheit ein kleines Stück voranzubringen.