16. November 2015

Schutz der Regen- und Nebelwälder

Tag der Umwelt in Görlitz:Gelungene Veranstaltung in Kooperation mit dem Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz.

„Regen- und Nebelwälder: Geplünderte Schatzkammern der Natur“, ein Thema welches bewegte und für volle Ränge im Vorlesungssaal am Standort Görlitz der Hochschule Zittau/Görlitz sorgte. Prof. Dr. Christa M. Heidger, Prorektorin Bildung und Internationales, begrüßte zusammen mit Prof. Dr. Matthias Schmidt, dem Prodekan der Fakultät Sozialwissenschaften, dass gut gemischte Publikum von Studierenden, Lehrenden, Mitarbeitern der Hochschule und Mitarbeitern des Senckenberg Museums für Naturkunde Görlitz sowie Interessierten aus der Öffentlichkeit.

Anschließend führte die Prorektorin mit einem einleitenden Vortrag das Publikum in die Thematik ein. „Nebelwälder sind Bergregenwälder, die im montanen Bereich der Tropen oberhalb dem Gürtel der vorwiegenden Wolkenbildung liegen“, differenziert sie die titelgebenden Wälder der Veranstaltung. Sie verdeutlichte in welcher Gefahr sich die unschätzbar wertvolle Biodiversität der Regenwälder befindet. Tropenholz, Palmöl, Rinderzucht, Patentierung von Pflanzenstoffen und Urbanisierung sind begehrte Nutzungen, die den Bestand der Wälder und die Lebensräume unzähliger Tierarten erheblich bedrohen. Sie beendete ihren Vortag mit dem ausdrücklichen Hinweis auf die Folgen der Zerstörung, wie dem Verlust von potenziellen Heilmitteln, dem Verlust der landschaftlichen Schönheit und dem Verlust der kulturellen Vielfalt der indigenen Völker sowie Auswirkungen auf das lokale und globale Klima.

An die Einführung knüpfte der folgende Vortrag von M.Sc. Dipl Ing. (FH) Denis Kupsch, Forscher an der Georg-August-Universität Göttingen an, im welchem er sich intensiver mit dem Thema „Einfluss des Palmölanbaus auf die Biodiversität“ befasste. Nach einer kurzen Grundlageneinführung in das Thema Palmöl, präsentierte er an einer Fallstudie mit dem Titel „Eine neue Palmölplantage im SW von Kamerun?“, Inhalte seines Forschungsprojektes. Dabei beschäftigt er sich aktuell mit der agroindustriellen Entwicklung im tropischen Afrika, welche im Kontext mit global agierenden Palmölproduzenten, einen hohen Druck auf die Waldlandschaften ausübt. In diese Landschaften integriert sind traditionelle Agroforstsysteme, die durch soziale und ökologische Komplexität gekennzeichnet, aber bisher kaum verstanden sind. Im Rahmen des Projektes sollen grundlegende Informationen zum Einfluss der unterschiedlichen Formen der Landnutzung auf die Biodiversität, ihre soziale und wirtschaftliche Bedeutung und die Möglichkeiten zur Erhaltung der bestehenden Ökosysteme gewonnen werden. Herr Kupsch beendete seinen engagierten und ambitionierten Vortrag mit Mitigationsansätzen und führte übergeordnete Themen wie die Zertifizierung und Carbon-Zahlensysteme an, aber auch Möglichkeiten wie jeder im privaten Gebrauch persönliche Maßnahmen ergreifen kann. So zum Beispiel die Kontrolle der Inhaltsstoffe und somit der Verzicht auf Produkte die Palmöl beinhalten oder die Verwendung von Produkten die aus nachhaltiger Herstellung stammen.

Der geplante Vortrag von Dr. Rafael Ernst, Kurator und Sektionsleiter Herpetologie am Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden, musste leider kurzfristig absagt werden. Er wurde durch Dr. Matthias Nuss, Sektionsleiter Lepidoptera am Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden, hervorragend vertreten. Dr. Nuss referierte zu dem Thema "Tropenwaldreste in Nordangola - Zustand, wissenschaftliche Erforschung, Schutzmöglichkeiten". Es wurde hierbei deutlich, dass auch auf kleinsten noch vorhandenen Waldfragmenten eine erstaunlich hohe Artenvielfalt zu finden ist. Hier wird der Regenwald nicht durch global agierende Konzerne sondern durch den Zugriff der lokalen Bevölkerung bedroht, die alte Bäume mit wertvollem Holz für den Verkauf einschlagen oder sogenanntes „Bush Meat“ für ihre Ernährung jagen. 

Frau Prof. Dr. Annette Drews, von der Fakultät Sozialwissenschaften der Hochschule Zittau/Görlitz vervollständigte die erste Vortragrunde. Mit ihren Vortrag „Experience Rio Negro – Sanfter Tourismus im Amazonasbecken“ gelang ihr ein leichter Übergang von den wissenschaftlichen Vorträgen ihrer Vorredner zu einer lebendigen Reise durch den Amazonas. Sie führte das Publikum, mit einer Präsentation zahlreicher privater Aufnahmen, von Manaus aus in den Urwald, wo sie zusammen mit Eingeborenen lebte. Diese indigenen Völker wurden von der Sozialwissenschaftlerin über viele Jahre begleitet und sind heute noch das Ziel von Forschungsreisen zusammen mit ihren Studierenden.

Der letzte Vortrag trug den spannenden Titel „Der Berg der sich bewegte und der Fluss, der verschwand – Umweltschutz in den kolumbianischen Anden“. Hier wurde die NGO Dapa Viva durch die Kolumbianerin Ana Ocampo vorgestellt. Unterstützt bei der Übersetzung wurde sie durch Armin Hirche. Herr Hirche ist Studierender an der Hochschule Zittau/Görlitz im Studiengang Ökologie und Umweltschutz und verbrachte sein Praxissemester bei Dapa Viva in Kolumbien. Die NGO beschäftigt sich mit der Umweltbildung, Naturerhaltung und der Forschung. In Kolumbien wurde bereits ein Großteil der natürlichen Landschaft durch die Ausdehnung der Landwirtschaft und die damit verbundene Abholzung der Wälder gefährlich verändert. Dadurch wird das empfindliche Ökosystem der nur wenig erforschten Nebelwälder stark bedroht. Die Organisation Dapa Viva führt daher Forschungsprojekte durch, die das Wissen über die Zusammenhänge erweitern und versucht bei der Bevölkerung das Bewusstsein für die Verletzbarkeit der Natur zu wecken.

Aufgrund der vorangeschrittenen Zeit, fiel die anschließende Diskussionsrunde kürzer als ursprünglich geplant aus. Diese wurde moderiert durch Dr. Christian Düker, Referent Presse und Öffentlichkeitsarbeit des Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz. Gezielt stellt er Fragen an die Redner und führte erfahren die Diskussionen.

Den lockeren Ausklang fand der Abend im Anschluss bei dem kostenlosen Salsa-Workshop in der Aula der Hochschule, bei welchem der Getränkeverkauf zugunsten von Dapa Viva stattfand.

 

 


Kontakt:

Prorektorin Bildung und Internationales

Prof. Dr. rer. nat. Christa Maria Heidger

Telefon: 03583 612-3012

Mail: prorektorin-bildung@hszg.de