Bernd Hölsken arbeitet ab September 2021 an der sächsischen Filmakademie in Görlitz. Im Interview erzählt er, welche großen Ziele er an der Akademie verfolgen will.
Mit Leidenschaft für den Film will Bernd Hölsken das Projekt Filmakademie vorantreiben. Seine Karriere begann der Berliner mit einem Studium in Design, Fotografie und Kunst in Braunschweig. Im Rahmen seines weiteren Studiums in Hamburg im Fachbereich Kamera wurde er von Akteuren der internationalen Filmbranche gelehrt, darunter der bekannte Kameramann Michael Ballhaus.
Bernd Hölsken hat bereits in vielfältigen Bereichen bei Filmproduktionen mitgewirkt. Darüber hinaus widmet er sich seit über 10 Jahren der Lehre in den Bereichen Film, Fotografie und Design – bisher vorrangig in Berlin und Hamburg. Jetzt will er seine Expertise an der sächsischen Filmakademie einbringen.
Herr Hölsken, ab September 2021 sind Sie an der sächsischen Filmakademie für die inhaltlich-didaktische Konzeption insgesamt und die Planung und Durchführung des ersten Weiterbildungskurses verantwortlich. Was reizt Sie an dieser Herausforderung?
Diese Aufgabe reizt jeden, der nach einer neuen Tätigkeit sucht, denn die Filmakademie steht am Anfang. Das kann natürlich ein gewisses Risiko bedeuten, aber das Projekt wird sichtbar mit Nachdruck vorangetrieben und bietet einen offenen Horizont. Die Filmakademie startet zunächst zwar mit einem kleinen Team, erfährt aber von allen Seiten viel Unterstützung.
Welche Visionen und Ziele verfolgen Sie an der sächsischen Filmakademie?
Die Akademie soll Filminteressierte in spezifischen Filmbranchen ausbilden, die auch vor Ort von der Filmindustrie für Projekte eingesetzt werden und die Teams professionell unterstützen können. Sie richtet sich an alle, die Interesse an der Branche und eine Leidenschaft für den Film haben. Zunächst werden Produktionsassistentinnen und -assistenten ausgebildet. Erweist sich dieses Modell als erfolgreich, sind Ausbildungen in weiteren Bereichen wie Ausstattung, Kamera, Licht und Audio denkbar. Das könnte eine Dynamik entwickeln, die auch eigene kleine Projekte zulässt – sozusagen „Made in Filmakademie Görlitz“. Im Idealfall werden die Filmakademie und die Qualität der Absolvierenden über die sächsischen Grenzen hinaus bekannt und die Akademie entwickelt einen guten Ruf bei Filmproduktionen, wovon auch die Stadt Görlitz und die Region profitieren können.
Die Filmakademie soll am Standort Görlitz aufgebaut werden. Lässt sich die Akademie mit den Produktionen vor Ort verknüpfen?
Görlitz ist eine hochinteressante und wunderschöne Stadt, die mir bis vor kurzem noch wenig bekannt war. Mir war nicht bewusst, wie viele Filmproduktionen hier stattfinden. Diese Produktionen lassen sich sehr gut mit der Filmakademie verknüpfen, da die Filmteams für ihre Drehs immer auf der Suche nach Personal vor Ort sind, das einerseits über Ortskenntnisse und andererseits auch über die handwerklichen Bedingungen verfügt, bei der Produktion mitzuwirken. Seitens der Produktionsteams besteht der Wunsch, dass Menschen aus der Region bei den Filmdrehs mitarbeiten, da sie über Standortvorteile verfügen. Daneben spielen auch wirtschaftliche Gründe eine Rolle, weil für dieses Personal keine Kosten für Unterkünfte anfallen. Wer die Filmakademie durchläuft, soll natürlich vorrangig das nötige Rüstzeug erhalten, um bei einem Filmdreh nützlich mitzuarbeiten. Es ist wichtig, die filmischen Abläufe zu kennen.
In Görlitz wurden bereits viele Filme gedreht. Welche haben Sie besonders beeindruckt?
„Grand Budapest Hotel“ ist für mich das Vorzeigeobjekt. Ich dachte bisher immer, das seien alles gebaute Kulissen, aber das Kaufhaus wurde dort gut genutzt und präsentiert. Auch Quentin Tarantino hat hier Szenen gedreht, Wolfsland wird immer wieder hier produziert. In den letzten 50 Jahren wurden so viele Filme in Görlitz gedreht – die Liste ist beeindruckend. Die Filmakademie kann dabei ein Stück der Öffentlichkeitsarbeit mitleisten.
Das Interview führte Hanna Maiwald.
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