10. Januar 2018

Wortgefecht um Tagebau und Rätsel um Gesteinsproben

Bei der Schüler-Hochschule am Samstag hinterfragen die Studierenden von morgen brisante Themen.

Vorsichtig bricht Diplom-Chemikerin Annett Franke vor den aufmerksamen Augen von zwölf Teilnehmern des geoökologischen Praktikums ein kleines Stückchen eines bräunlich-schwarzen, unbekannten Gesteins mit der Pinzette ab und hält es in eine offene Flamme. Die Praktikanten, allesamt ordnungsgemäß in Laborkittel gekleidet, dürfen nach der Überprüfung der Brennbarkeit an dem verkohlten Stückchen riechen und anhand eines Bestimmungsschlüssels ermitteln, um welches Gestein es sich handelt.

 

Ein paar Räume weiter tobt eine lebendige Debatte um den Erhalt der Braunkohletagebaue. In den Rollen von Energiekonzern-Vertretern, Kraftwerksmitarbeitern, Umweltschützern und Umsiedlern liefern sich die vier Fronten ein leidenschaftlich geführtes Wortgefecht um die Vor- und Nachteile der Energieerzeugung aus Kohle. Wie es scheint also „business as usual“ an der Hochschule, nur dass es Samstag ist und hier Schüler statt Studenten den Lehralltag erleben.

 

Die „Schüler-Hochschule am Samstag“ bietet Neunt- bis Zwölftklässlern Gelegenheit, einen Blick in eine mögliche Zukunft an der HSZG zu werfen und sich ganz wie ein Student zu fühlen. In Hörsälen, Seminarräumen und Laboren erhalten Sie Einblicke in Theorie und Praxis, Studieninhalte und Studienalltag gleichermaßen. Jeder der vier Veranstaltungstermine im Studienjahr 2017/18 wird von einer anderen Fakultät gestaltet und steht unter einem anderen Thema.

 

Hier eine Übersicht über die kommenden Termine:

Samstag, 20. Januar 2018 / Campus Zittau

Fakultät Wirtschaftswissenschaften & Wirtschaftsingenieurwesen

"3D Traumhaus selbst geplant", "Zahlen lügen nicht - oder doch? Ein Streifzug durch die alltägliche Statistik" und "Betriebswirtschaftliches Planspiel - teste deine Erfolgschancen als Unternehmer/in" 

Samstag, 17. März 2018 / Campus Zittau

Fakultät Maschinenwesen

"PowerSchool: Unsere Energie für deine Zukunft!"

Samstag, 14. April 2018 / Campus Görlitz

Fakultät Sozialwissenschaften

„Ich sehe was, was du nicht siehst - Interaktive und praktische Einführung in die Wahrnehmungspsychologie" und Workshop „Psychologie des Lernens“

 

 

Der 11. November 2017, der erste Termin der „Schüler-Hochschule am Samstag“ in diesem Studienjahr, stand unter dem Thema „Schätze der Vergangenheit – Braunkohle in der Oberlausitz“ und wurde von der Fakultät Natur- und Umweltwissenschaften gestaltet. Das geoökologische Praktikum, bei dem Grundlagen der Gesteins- und Bodenbestimmung erlernt werden, war eines von zwei Praxisangeboten, zwischen dem sich die Teilnehmer entscheiden konnten. Daneben bot Diplom-Ingenieur Eric Schön ein Planspiel zum Thema „Kohlekraftwerke“ an. Die Diskussion der vier Positionen, die mitunter schon in sich selbst zwischen Pros und Contras hin- und hergerissen waren, zeigte in aller Deutlichkeit die Komplexität der Gesamtsituation und die Herausforderungen zur Einigung um den Kohleausstieg und die Energiewende.

 

Ein genauer Blick auf die Probe ist bei der Gesteinsprobe unerlässlich.Geruchstest nach Brennbarkeitsüberprüfung

 

Bemerkenswert waren die starken Argumente, mit denen die Schüler ihren jeweiligen Standpunkt vertraten. Inspiration dafür lieferte die einführende Vorlesung zum Thema „Braunkohletagebaue“, mit der Eric Schön die Teilnehmer der „Schüler-Hochschule“ auf die praktische Arbeit im Geoökologie-Labor und auf das Planspiel vorbereitete. Als waschechte Oberlausitzer waren die Schüler, die zum Großteil aus der Gegend um Niesky stammen, aber auch im Vorfeld schon mal direkt oder indirekt mit der Thematik in Kontakt gekommen. Immerhin liegen das Kraftwerk in Boxberg und der Tagebau Nochten in unmittelbarer Nähe zu ihrem Wohnort.

 

Schön, aber bedenklich - das Mineral Pyrit.Schülergruppe, die beim Planspiel die Umsiedler vertritt

 

So hatten die Nachwuchsforscher im Geoökologielabor auch keinerlei Schwierigkeiten, die anfangs erwähnte, bräunlich-schwarze und brennbare Gesteinsprobe als Braunkohle zu identifizieren. Neben weiteren heimischen Gesteinsarten wie Basalt und Granit untersuchten sie auch die mineralischen Bestandteile von Granit – Feldspat, Quarz und Glimmer, sowie Pyrit, welcher häufig in Braunkohlelagerstätten zu finden ist. Das unter anderem als Schwefelkies, Katzen- oder Narrengold bekannte Mineral verdeutlichte den Schülern, dass, wie so oft, Aussehen nicht alles ist: Denn so hübsch glänzend Pyrit in seiner kristallinen Form ist, so problematisch ist er für die Umwelt – insbesondere in Bezug auf die Versauerung von Boden und Grundwasser.

 

Geordnete Debatte zwischen vier Fronten beim PlanspielDie SchülerInnen lieferten sich beim Planspiel konstruktive Wortgefechte.

 

Mit jeder Menge Eindrücken zum Studienalltag eines Ökologie-Studierenden und erinnerungswürdigen Lernerfahrungen im Gepäck machten sich die insgesamt 31 Schüler auf den Weg ins Wochenende. Frau Franke, Herrn Schön und Frau Kobelt sei an dieser Stelle herzlichst gedankt für ihr Engagement und die Durchführung der ersten „Schüler-Hochschule am Samstag“ in diesem Studienjahr!

 

Für die kommenden Veranstaltungen der „Schüler-Hochschule am Samstag“ sind noch Plätze frei – zur Anmeldung geht es hier.


Kontakt

Schüler-Hochschule am Samstag

Christiane Matthieu (M.A.)

Telefon: 03583 612-4277

E-Mail: christiane.matthieu(at)hszg.de