21. März 2022

Geschlechtsspezifische Barrieren? Keine Spur!

Zwei Studentinnen und ein Student aus Mexiko präsentieren einen selbst entwickelten Roboterarm im Rahmen eines mechatronischen Projektes.

Er bewegt sich und kann seinen Arm vollständig ausstrecken! Was aussieht wie eine herkömmliche Bewegung, ist harte Arbeit für eine Gruppe Studierender aus Mexiko. Die Gaststudierenden des Tecnológico de Monterrey Alexia Damián Medina, Jimena Estrada Vazquez und Miguel Angel Valenzuela Bucio haben im Rahmen eines Mechatronik-Projektes einen funktionstüchtigen Roboterarm entwickelt und mussten dafür große Herausforderungen meistern. Ihr Projekt stellten sie im Februar der Öffentlichkeit vor.

„Bestandteil ihres Gaststudiums an der Fakultät Elektrotechnik und Informatik ist die Durchführung eines mechatronischen Projektes im Rahmen des Moduls ‘Mechatronics Project Work‘ im Bachelor-Studiengang Automatisierung und Mechatronik,“ erzählt Egmont Schreiter. Der Diplom-Ingenieur begleitet die mexikanischen Studierenden während ihrer Projektarbeit. Er weiß genau, worauf es dabei ankommt: „Ziel des Projektes ist das Vorführen unterschiedlicher Bewegungsabläufe durch den Roboterarm unter Einsatz einer eigens programmierten Software.“

Ein anspruchsvolles Projekt

Die Anforderungen dabei sind sehr komplex. Neben dem Konstruieren und der additiven Fertigung im 3D-Drucker, muss Elektronik verkabelt und Software zur Ansteuerung, Simulation, Inbetriebnahme und Überwachung programmiert werden. Wie im realen Berufsumfeld müssen während der Bearbeitung neue Erkenntnisse in die Arbeit mit einfließen. Die Studierenden haben dabei aber auch die Chance, sich auf Themen besonders zu konzentrieren.

„Die Aufgabenstellung zeigt die Verzahnung und das Ineinandergreifen von Mechanik, Elektronik und Software. Nur das Gesamte aus Maschinenbau, Informatik und Elektrotechnik ergibt ein sinnvolles Ganzes,“ so Egmont Schreiter.

Eine großartige Lernerfahrung

Wie haben die Studierenden ihre Projektarbeit erlebt? „Dieses Projekt war eine großartige Lernerfahrung“, erzählt Alexia Damián Medina. „Wir hatten die Möglichkeit, ein Projekt in fast absoluter Freiheit zu entwickeln. Das hat uns erlaubt, unsere Fähigkeiten und Kenntnisse zu verbessern und Dinge zu entdecken, die wir besser machen können.“

Und wie kommt man als Frau dazu, sich für ein Studium in der scheinbaren Männer-Domäne Mechatronik zu entscheiden? „Das Studium der Mechatronik spiegelt mein ganz persönliches Interesse wider. Außerdem öffne ich als Frau in der Wissenschaft den Weg für Frauen, die nach mir kommen. Genau das motiviert mich, immer die bestmögliche Arbeit abzuliefern und mich jeden Tag stetig zu verbessern.“

Dem kann Jimena Estrada Vazquez nur zustimmen: „Da Mechatronik die Kombination vieler Ingenieurdisziplinen ist, fand ich es sehr interessant und umfassend.“  Die Studentin erzählt, dass es leicht zu beobachten sei, dass es in diesem Studiengang nicht so viele Frauen gibt. Umso schöner war es bei der Arbeit in diesem Projekt, dass es keine geschlechtsspezifischen Barrieren gab. „Wir konnten uns bei jeder Aufgabe einbringen, haben uns jedoch entschieden, jedem Mitglied konkrete Aufgaben zuzuweisen, um unserem Prozess Agilität zu verleihen.“

Für die mexikanischen Studierenden war der Wissens- und Erfahrungsgewinn während ihrer Zeit an der Hochschule sehr groß. „Unsere Ziele für die Roboterarm-Entwicklung ermöglichten es uns, viele der Erkenntnisse, die wir im Laufe unseres Studiums erworben haben, zu integrieren und neue Denk- und Arbeitsweisen mit neuen Technologien wie 3D-Druck und dem Robotic Operating System (ROS) zu verknüpfen“, erzählt Miguel Angel Valenzuela Bucio. Einen operativen Arm entwickelt zu haben, der für andere zukünftige Projekte skalierbar ist, ist aus seiner Sicht das größte Ergebnis dieses Projekts. Wichtige Werkzeuge für solche Projekte seien dabei Additive Manufacturing und Open-Source-Technologien.

Der Weg nach Deutschland

HSZG-Studienberaterin Alina Bulcsu betreut die mexikanischen Studierenden bei allen administrativen bzw. verwaltungsrelevanten Belangen. In Pandemiezeiten erfolgt dies überwiegend per E-Mail. Wie kommen die Studierenden nun eigentlich nach Deutschland? „Im April wird üblicherweise eine Liste erstellt. Die Entscheidung, wer nun zu uns kommen darf, wird über den Sommer gefällt. Wir begrüßen jedes Jahr Studierende aus Mexiko, auch im kommenden Wintersemester werden wieder junge Mexikaner*innen ihr Studium bei uns fortsetzen.“

Projekte wie die Entwicklung eines Roboterarms stellen dabei für die Studierenden eine große Bereicherung dar, ist sich Egmont Schreiter sicher: „So etwas durchzuführen, bietet den Gaststudierenden gute Möglichkeiten, ihren weiteren Aufenthalt in Deutschland bestmöglich auszugestalten. Denn die Erfahrung zeigt, dass ihnen gute Praktikantenverträge bei großen renommierten Unternehmen winken.“

Welche Erfahrungen machen die Mexikaner*innen in der Regel in Deutschland? „Sobald sie da sind, scheint ihr Interesse an Land und Leben nahezu automatisch geweckt,“ beschreibt Egmont Schreiter seine Eindrücke von den Studierenden aus Südamerika. „Einige kommen für ein Masterstudium sogar zurück, müssen davor allerdings zwei bis drei Semester in Mexiko absolviert haben.“

Der Mehrwert für die Hochschule selbst ist bei der Zusammenarbeit nicht zu unterschätzen. Denn wenn ein relativ kostengünstiger Roboterarm verfügbar wird, können ganz neue Einsatzbereiche in den Laboren der Hochschule, Firmen und Instituten entstehen.

„Dieses Semester war eine großartige Erfahrung für uns als Ingenieurinnen und Ingenieure und vor allem persönlich“, resümiert Miguel und verweist dabei auf den Nervenkitzel, sich an eine neue Umgebung und Kultur anzupassen und nebenbei seine Sprachkenntnisse zu verbessern. „Das Leben und Studieren in Deutschland hilft auf natürliche Weise, sprachliche Fähigkeiten zu entwickeln, die nicht in Lehrbüchern erlernt werden können. Deutschland ist jetzt ein Teil unseres Herzens. Wir sind gespannt, was wir hier in Zukunft erleben können, wenn wir unsere akademischen, beruflichen und persönlichen Erfahrungen fortsetzen.“

Eine deutsch-mexikanische Partnerschaft

Als Teil eines Hochschulnetzwerkes ermöglicht es die HSZG jungen mexikanischen Studierenden hier zu studieren.

Innerhalb der Hochschule befasst sich Prof. Uwe Schmidt als Fachkoordinator mit der Kooperation mit dem Tecnológico de Monterrey. Die Partnerhochschule der HSZG ist mit über 25 Standorten eine der größten Hochschulen in Mexiko.

Mehr Infos zur Partnerschaft über uwe.schmidt(at)hszg.de.

Text: Cornelia Rothe M.A.

Foto: Dipl.-Ing. (FH) Egmont Schreiter
Ihre Ansprechperson
Dipl.-Ing. (FH)
Egmont Schreiter
Fakultät Elektrotechnik und Informatik
02763 Zittau
Theodor-Körner-Allee 16
Gebäude Z I, Raum 1.46
+49 3583 612-4857