26. März 2021

Kontroverse Fragen und Aha-Momente beim Zweiten CoronaDialog

Hintergründe konkreter Maßnahmen, deren Kommunikation und Fragen zum gesellschaftlichen Zusammenhalt standen im Mittelpunkt der Veranstaltung.

Auch bei der zweiten Veranstaltung unserer Reihe „CoronaDialog – Wem kann man denn überhaupt noch glauben?“ waren das Interesse und der Gesprächsbedarf groß: Über 150 Teilnehmende kamen am Abend des 15. März 2021 zusammen, um gemeinsam mit sächsischen Politiker*innen und Wissenschaftler*innen der HSZG über Zusammenhänge zwischen Wissenschaft und Politik in Pandemiezeiten zu diskutieren. 

75 Prozent sprechen generelles Vertrauen aus

Nach einer kurzen Begrüßung und Einleitung tauchten wir mittels zweier Umfragen in unser Thema ein: Circa 75% der Teilnehmenden bestätigten ein generelles Vertrauen darin, dass die Corona-Maßnahmen zum Wohle der Bevölkerung getroffen werden und circa ein Drittel der Teilnehmenden ist der Meinung, dass neben der Virologie und Epidemiologie auch andere Wissenschaften eine zentrale Rolle für die Corona-Politik spielen. Bereits diese Umfrageergebnisse zeigen einen hohen Gesprächsbedarf zwischen Bürgerschaft, Wissenschaft und Politik.

Nun erklärte uns Frau Dr. Maicher (Mitglied des sächsischen Landtags, Vorsitzende des Ausschusses für Wissenschaft, Hochschule, Medien, Kultur und Tourismus) anschaulich die Entstehung einer Corona-Maßnahme und wann und wie Wissenschaft in diesen Prozess einfließt. Ihr Impuls bildete die Grundlage für unsere anschließende Diskussion. Die weiteren Gäste wurden vorgestellt: Prof. Raj Kollmorgen (HSZG, Soziologie), Prof. Dr. Maja Dshemuchadse (HSZG, Kommunikationspsychologie) und Dr. Stephan Meyer (Mitglied des Sächsischen Landtags, Abgeordneter für den Landkreis Görlitz) und stießen mit ihren Thesen zur aktuellen Debatte die Diskussion an.

Fragen aus dem Publikum

Auf die ersten Fragen aus dem Publikum mussten wir auch dieses Mal nicht lange warten. Die Themen, die die Teilnehmenden am meisten umtrieben, waren erneut die Hintergründe konkreter Maßnahmen und zu deren Kommunikation, jedoch auch Fragen zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und zur Wissenschaftskommunikation. Dabei waren die Fragen durchaus kontrovers und emotional gestellt und veranlassten die Politiker*innen auch zu Zugeständnissen, dass viele Sachen nicht optimal liefen und sie auch selbst mit einigen Entscheidungen nicht zufrieden wären.

Die darauf bezugnehmenden Fragen im Chat zeigten es an - die wohl kontroverseste Sichtweise gab Prof. Kollmorgen zu Protokoll. Man müsse sich der Grenzen von (auch guter) Wissenschaftskommunikation bewusst sein. Dadurch würden aus interessierten Laien auf keinen Fall Expert*innen.

Zwei wichtige Erkenntnisse

Die Schluss-Statements förderten zwei kleine Goldnuggets zu Tage: Das erste kam von Frau Dr. Maicher. Sie äußerte, dass die Anhänger*innen des schwedischen Weges (weniger Regeln, mehr Eigenverantwortung) genau prüfen sollten, ob sie auf diesem Wege nicht einfach nur die Maßnahmen ablehnen, oder ob sie wirklich mehr Eigenverantwortung möchten. Denn dann müssten sie selbständig mindestens so scharfe Maßnahmen ergreifen, wie aktuell gesetzlich gefordert.

Das zweite Goldnugget enthüllte Frau Prof. Dshemuchadse: Die schlechte Laune, die wir wohl alle aufgrund der aktuellen Lage zuweilen haben, ist unser eigenes Gefühl. Wir müssen Lösungen dafür finden, nicht irgendjemand anderes.

Die Veranstaltung wurde von Cornelius Pollmer kurzweilig und ohne Scheu vor unbequemen Fragestellungen moderiert.

Aus der letzten Veranstaltung gelernt

Im Nachgang unseres ersten CoronaDialogs vom 22.02.2021 nahmen wir uns für die Folgeveranstaltung einige methodische Veränderungen vor. So griffen wir öfter moderierend in das teils hitzige Chatgeschehen ein, sortierten die gestellten Fragen im Hintergrund thematisch, sodass der Moderator einen besseren Überblick hatte, animierten das Publikum zum mündlichen Fragenstellen (diese Möglichkeit wurde leider nur von einem Teilnehmenden wahrgenommen) …

… und stellten nur Fragen von Personen mit Klarnamen – Peter Silie war diesmal jedoch auch nicht in der Teilnehmendenliste…

Die erneut hohe Teilnehmendenzahl und das große Fragenaufkommen zeigen einen weiterhin sehr hohen Bedarf an Kommunikation und Dialog in Krisenzeiten. Dies nehmen wir vom Transferprojekt Saxony5 zum Anlass, zukünftig weitere spannende Dialogformate zu organisieren – ganz im Sinne unseres Ziels, Bürgerschaft und Wissenschaft einander näherzubringen – ob nun digital oder in unserem neuen CELSIUZ.

Die Veranstaltung wurde im Rahmen des Transferprojektes Saxony5 organisiert.

Ihre Ansprechperson bei Saxony5
B.A.
Marie Melzer
Institut für Transformation, Wohnen und soziale Raumentwicklung
02826 Görlitz
Parkstraße 2
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2. Obergeschoss
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