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21. Juni 2022

„Ein großer Schatz, der Entwicklung verspricht“

Sächsische Hochschulen für Angewandte Wissenschaften feiern 30-Jähriges Bestehen mit einem Festakt in Zittau.

„Die HAW überwinden Grenzen von Theorie und Praxis, Forschung und Anwendung, Wissenschaft und Wirtschaft!“ Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung

Mit einem eindrucksvollen Plädoyer für die bedeutende Rolle der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) im deutschen Bildungssystem richtete sich Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger in ihrer digitalen Grußbotschaft an die rund 200 Gäste im Zittauer Gerhart-Hauptmann-Theater. Menschen aus ganz Sachsen, aber auch aus den Nachbarländern Polen und Tschechien, waren dort am 10. Juni 2022 zusammengekommen, um das 30-Jährige Bestehen der Sächsischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften zu feiern.

In ihrem Grußwort betonte die Bundesministerin, dass die HAW aufgrund ihrer anwendungsorientierten Lehre für Schulabsolvent*innen höchst attraktiv sind. Für das bildungspolitisch bedeutsame Vorhaben der Bundesregierung der „Deutschen Agentur für Transfer und Innovation (DATI)“ stellen die HAW vielversprechende Partner dar. Sie betonte in diesem Zusammenhang besonders die starke Verknüpfung der Forschung an den HAW mit der Frage nach der praktischen Anwendung. So bauen die HAW stabile Brücken zwischen gesellschaftlicher Nachfrage, Wirtschaft und Wissenschaft. Stark-Watzinger beschrieb die Rolle der HAW als Kraftzentren der Regionen und sieht in ihnen: „Einen großen Schatz, der Entwicklung verspricht.“

Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer griff in seiner nachfolgenden Rede die Metapher der „Kraftzentren der Region“ auf, blickte zurück auf die aufregenden Jahre rund um 1992, als die sächsischen Fachhochschulen gegründet wurden und konkludierte:

„Ich bin stolz darauf, dass es Ihnen gelungen ist, in den vergangenen drei Jahrzehnten starke Institutionen aufzubauen. Wir werden auch in den kommenden Jahren (…) darauf achten, dass der Wissenschaftsbereich, der so enorm wichtig ist für die Zukunft unseres Landes, prioritär behandelt wird.“

Sein Appell: „Begreifen Sie Hochschulen als gemeinsamen Organismus! Bleiben Sie zusammen!“  wirkte umso kraftvoller durch die Botschaft aus der sächsischen Landeshauptstadt. „Sie sollen wissen, dass Sie in der sächsischen Staatsregierung und in den Koalitionsfraktionen (…) starke Unterstützer haben. Auf diese Unterstützung kann man weiter aufbauen. Lassen Sie uns zusammenbleiben, die erfolgreiche Geschichte weiterschreiben.“

In der anschließenden Gesprächsrunde zum Thema „Willkommen in der Dreiländerregion“ setzten sich der Oberbürgermeister der Stadt Zittau Thomas Zenker, der Rektor der Hochschule Zittau/Görlitz Prof. Alexander Kratzsch, der Schauspieldirektor des Gerhart-Hauptmann-Theaters (GHT) Görlitz-Zittau Ingo Putz und der Leiter des Studierendenensembles am GHT Görlitz-Zittau Eike Zastrow mit der Bedeutung der Hochschule und des Theaters für die Region sowie der Besonderheit der Lage im Dreiländereck auseinander.

Auch hier wurde deutlich, wie wichtig ein erfolgreiches Zusammenspiel aller Akteure ist. Prof. Kratzsch resümierte am Ende der Gesprächsrunde:

„Für die Transformation der Region aufgrund des Strukturwandels müssen sich alle Strukturen neu erfinden. Dazu brauchen wir Kultur, die Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit und Technologien. „DATI“ wird ein Werkzeug sein, das wir dafür brauchen - regional fest verankert mit Bildung zu Erfolg und Fortschritt. Wir müssen beieinanderbleiben, um das zu schaffen!“

Sichtlich stolz leitete Schauspieldirektor Ingo Putz zum Kulturbeitrag der international aufgestellten Tanzcompany des GHT Görlitz-Zittau über. Diese zeigte eine Szene aus dem Tanzstück „Phönix“. Wie Phönix aus der Asche ist die Kultur am renommierten Gerhart-Hauptmann-Theater nach den Pandemiejahren wieder auferstanden. Wie eindrucksvoll das gelingt, konnte das Publikum an diesem Freitag erleben. Auch die musikalischen Beiträge von Cti Hang aus Tschechien und Seven Wheels aus Polen sorgten für atmosphärische Entspannung zwischen den gesprochenen Worten und viel Applaus.

In einer zweiten Gesprächsrunde zum Thema „30­ Jahre HAW Sachsen: Blick zurück nach vorn“ kamen die Rektorin und die Rektoren der HAW Sachsen zu Wort. Prof. Ludwig Hilmer, Rektor der Hochschule Mittweida, zeigte sich begeistert davon, wie die Wissenschaftspolitik auf die HAW blickt und ist als Dienstältester Rektor nach wie vor fasziniert vom Modell der HAW. Die Rektorin der HTW Dresden, Prof. Katrin Salchert, stellte fest, dass die Bedeutung von Forschung und Transfer sowie der Interaktion mit der Gesellschaft insgesamt zugenommen hat. Für diese hinzugekommenen Aufgaben gilt es, neue Lösungen zu finden. Damit die HAW weiter ihre Innovationsstärke ausspielen können, müssen neue Gestaltungsräume eröffnet werden, betonte der Rektor der HTWK Leipzig, Prof. Mark Mietzner. Dazu gehört für ihn auch das Thema der Promotionsmöglichkeiten. Prof. Stephan Kassel, Rektor der Westsächsischen Hochschule Zwickau, formulierte am Ende der Gesprächsrunde Wünsche an die Politik:

  1. Wunsch: "Das Versprechen der Koalition weiterhin ernst zu nehmen, dass sich im Promotionsrecht etwas tut."
  2. Wunsch: "Weitere Unterstützung und Beförderung dessen, was in den letzten Jahren aufgebaut wurde. Die HAW möchten sich weiterentwickeln, und natürlich müssen große Vorhaben, die gesellschaftlich relevant sind, auch dann gefördert werden, wenn sie an einer HAW vorangetrieben werden."
  3. Wunsch: "Machen Sie weiter wie bisher: Wir haben ein sehr gutes, ausdifferenziertes Wissenschaftssystem. Befördern Sie das weiter, denn die Wissenschaft, ist die Voraussetzung für die wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden Jahrzehnten!"

Wünsche an die Politik sowie an die Hochschulleitungen äußerte auch Uta Lemke, Sprecherin der Konferenz Sächsischer Studierendenscha­ften (KSS). In ihrem Redebeitrag „Vision: Die HAW der Zukunft" warf sie einen kritischen Blick auf die besondere Rolle der HAW Sachsen, vor allem in Hinblick auf die Abgrenzung zu großen Universitäten. Die Sprecherin der KSS forderte eine gewährleistete Ausfinanzierung sowie Dauerstellen für Daueraufgaben, mehr didaktische Weiterbildung der Dozierenden und mehr Fokus auf die Lehre. An die Hochschulleitungen appellierte sie, sich auf die eigenen Bedarfe zu konzentrieren und auf Missstände hinzuweisen.

In seiner Funktion als Sprecher der HAW Sachsen ließ es sich Prof. Mietzner nicht nehmen am Ende des Festaktes die Gäste gemeinsam mit Prof. Kratzsch zu verabschieden. In seinem Fazit schaute Prof. Mietzner motiviert in die Zukunft und orientierte sich dabei metaphorisch an der Energietechnik:

„Ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren an den Rahmenbedingungen weiter arbeiten können, sodass wir einen sehr hohen Effizienzgrad erreichen und noch wirksamer werden können - für den Freistaat Sachsen und das Bildungsland Deutschland.“

Prof. Kratzsch verwies abschließend nochmal auf die verbindenden Elemente der sächsischen HAW: „…, dass wir eine gemeinsame Leidenschaft haben - das Vermitteln von Wissen an junge Menschen und das Vorantreiben des Standes von Wissenschaft und Technik, der Transfer, einfach die Freude daran neue Dinge zu schaffen.“  In diesem Sinne werden die sächsischen HAW  in Zukunft noch enger zusammenarbeiten.

Den Festakt moderierten gewohnt charmant und mit Witz unsere Studierenden Carolin Renner und Cornelius Baier. Im Anschluss nutzen die Gäste die Möglichkeit, in verschiedenen Führungen die Stadt Zittau sowie die HSZG am Standort Zittau besser kennenzulernen. Voll bepackt mit neuen Eindrücken ging es dann auf den Campus zur After Work & Study Party. Dort konnten die Gäste ganz individuell mit Kolleg*innen und Studierenden in Kontakt kommen und sich austauschen. Ein hervorragender Abschluss dieses Jubiläumstages bei ganz entspannter Atmosphäre, schönstem Wetter, toller DJ-Musik, leckerem Essen und kühlen Drinks.

Wir sagen „Danke“ für diesen schönen Tag an alle Gäste und Beteiligten!

Videoclip "So schön war die 30-Jahre HAW Sachsen Feier"

Producer: Philipp Herfort

Bildergalerie

Fotograf: Marcel Schröder

Live-Stream-Aufzeichnung des Festaktes

Foto: M.A. Antje Pfitzner
Pressestelle
M.A.
Antje Pfitzner
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