SCO-TTi-Forscher Fabian Lindner schließt Promotion über Managementvisualisierungen mit Fokus auf Halbleiterindustrie erfolgreich ab.
Mit seiner kooperativen Dissertation zwischen der Hochschule Zittau/Görlitz und der Wirtschaftsuniversität Wien – im Rahmen des EU-Projekts AIMS5.0 mit Fokus auf die Halbleiterindustrie – hat Fabian Lindner die praxisnahe Spitzenforschung des SCO-TTi-Teams eindrucksvoll unterstrichen.
Die Flut an Informationen und Daten, mit denen wir konfrontiert werden, nimmt sowohl in unserem Alltag als auch in unserem beruflichen Umfeld immer weiter zu. Dabei sind gerade im Unternehmensmanagement datengestützte Entscheidungen von großer ökonomischer und strategischer Bedeutung, um in einem komplexen Umfeld wettbewerbsfähig agieren zu können. Häufig werden dabei Visualisierungen genutzt, um die Komplexität der Daten zu reduzieren und Managerinnen und Manager eine möglichst einfach zu verarbeitende Entscheidungsgrundlage zu bieten.
Obwohl ein Bild oft mehr als tausend Worte sagt, ist der systematische Einfluss von unterschiedlichen Visualisierungsmöglichkeiten auf Entscheidungen im Produktionsmanagement jedoch bis jetzt noch wenig untersucht. Wie beeinflussen Visualisierungen unsere kognitiven Verzerrungen in ökonomischen Entscheidungen, z. B. bei Entscheidungen unter Unsicherheit oder bei Risiko? Liefern uns moderne Visualisierungswerkzeuge wie Tableau tatsächlich immer die sinnvollste Darstellung oder verstärken sie nicht vielleicht sogar ungewollt irrationales Entscheidungsverhalten durch Über- oder Unterrepräsentation bestimmter Daten? Und wie müssten Visualisierungen gestaltet sein, damit sie Entscheiderinnen und Entscheider zu rationalerem Verhalten „stupsen“?
Diesen und weiteren Fragen hat sich Fabian Lindner in seiner Dissertation in vier Aufsätzen mit seinen Ko-Autor*innen gewidmet, die auf internationalen Fachkonferenzen präsentiert und in internationalen Fachzeitschriften publiziert wurden:
Lindner, F., & Reiner, G. (2023). Industry 5.0 and Operations Management—the Importance of Human Factors. In NOMS 2023 IEEE/IFIP Network Operations and Management Symposium, Miami, FL, USA (pp. 1–4). IEEE. https://doi.org/10.1109/NOMS56928.2023.10154282
Lindner, F., Reiner, G., & Keil, S. (2025). A Behavioral Perspective on Visualization in Manufacturing and Operations Management: A Review, Framework, and Research Agenda. Operations Management Research. https://doi.org/10.1007/s12063-024-00534-9
Lindner, F., Reiner, G., & Keil, S. (2022). Visualisations and cognition in behavioural operations management: (de-)biased decision-making. In 29th EurOMA Conference 2022, Berlin, Germany.
Lindner, F., Silbermayr, L., Reiner, G., & Keil, S. (2025). Visualization in inventory decisions: De-biasing individual ordering behavior. Working paper (submitted).
Am 12. Dezember 2024 konnte Herr Lindner seine Arbeit schließlich erfolgreich am Institut für Produktionsmanagement der Wirtschaftsuniversität Wien vor seinem Betreuer, Univ.Prof. Mag.Dr. Gerald Reiner (WU Wien), und den weiteren Mitgliedern des Doktoratskomitees, Univ.Prof.i.R. Dipl.-Ing.Dr. Werner Jammernegg (WU Wien) und Prof. Dr. rer. pol. Sophia Keil (HSZG), verteidigen.
Die Ergebnisse der Arbeit zeigen, wie in den verschiedenen Funktionsbereichen von Produktentwicklung über Produktionsplanung bis Supply Chain Management verschiedene Visualisierungsmethoden kognitive, soziale und auch emotionale Wirkungen hervorrufen können und damit unsere Vorstellungskraft, Problemlösefähigkeit oder Identifikation positiv beeinflussen. Verhaltensexperimente haben schließlich auch gezeigt, dass die gezielte Visualisierung ausgewählter Problemcharakteristika Entscheidende vor bestimmten kognitiven Verzerrungen im Bestandsmanagement bewahren können und sie damit ökonomisch rationaler handeln.
Nachdem die schriftliche Arbeit nach der Verteidigung eingereicht und bewertet worden war, wurde die herausragende Promotion nun auch nochmals in Zittau gewürdigt: Am 11. August 2025 empfing die Forschungsgruppe SCO-TTi der Hochschule Zittau/Görlitz (HSZG) Experten der High-Tech-Branche von Infineon Technologies Dresden und SYSTEMA, zwei führenden Industrieunternehmen im Silicon Saxony. Hier würdigten die Anwesenden gemeinsam die Leistungen von Fabian Lindner.
Die Promotion von Fabian Lindner steht exemplarisch für die Exzellenz praxisnaher Forschung an der Hochschule Zittau/Görlitz. In seiner Arbeit ‚Essays on the Behavioral Dimensions of Visualization in Operations Management‘ verbindet er wissenschaftliche Tiefe mit hoher Relevanz für die industrielle Praxis – insbesondere im Hinblick auf die Gestaltung menschengerechter, visueller Entscheidungshilfen. Die enge und produktive Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Infineon im Rahmen des EU-Projektes AIMS5.0 sowie der Wirtschaftsuniversität Wien war dabei ein großer Gewinn und zeigt, wie internationale Forschungs- und Industriepartnerschaften unsere Arbeit nachhaltig bereichern.
Wir möchten uns an dieser Stelle herzlich bei Herrn Fabian Lindner für die langjährige und äußerst fruchtbare Zusammenarbeit zwischen der Hochschule Zittau/Görlitz und unserem Unternehmen Infineon Dresden bedanken. Insbesondere in seiner Rolle als stellvertretender Workpackage-Leader im Projekt AIMS5.0 hat Herr Lindner durch seine engagierte und koordinierende Arbeit nicht nur seine eigenen Aufgaben an der HSZG erfolgreich umgesetzt, sondern auch maßgeblich dazu beigetragen, dass alle Projektbeteiligten ihre Ziele erreichen konnten. Seine Fähigkeit, neue Ideen und Ansätze zu entwickeln und umzusetzen, hat das Projekt AIMS5.0 bereichert und uns geholfen, unsere gemeinsamen Ziele zu verwirklichen. Wir schätzen die Zusammenarbeit mit Herrn Lindner sehr und freuen uns darauf, auch in Zukunft erfolgreich zusammenzuarbeiten.
Seit 1. April 2025 vertritt Herr Lindner nun neben seiner Tätigkeit an der HSZG außerdem die Professur für BWL / Produktionswirtschaft und Logistik an der HTW Dresden als Vertretungsprofessor. Dort führt er seine Arbeit zu verhaltensorientierter Betriebsführung, Datenvisualisierungen zur Entscheidungsunterstützung und Industrie 5.0 in Lehre und Forschung fort.
Gemeinsam wollen alle Beteiligten ihre Zusammenarbeit weiter ausbauen – und damit den Weg für eine innovative, nachhaltige und menschenzentrierte Industrie 5.0 in Europa und Sachsen ebnen.
Das Projekt AIMS5.0 wird vom Chips Joint Undertaking und seinen Mitgliedern unterstützt, einschließlich der Fördermittel des Bundesministeriums für Bildung, Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) im Rahmen der Zuwendungsvereinbarung Nr. 101112089.