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04. Juni 2021

Historische Bauweise trifft auf Digitalisierung

Das einzigartige Angebot des IZU stieß beim Tag des offenen Umgebindehauses auf großes Interesse.

Sie sind in unserer Oberlausitzer Region der Hingucker schlechthin und lassen jedes Architektenherz höherschlagen. Am vergangenen Sonntag, den 30.05., zog der diesjährige Tag des offenen Umgebindehauses wieder zahlreiche Besucher auf die auf ihrem Gebiet einzigartige Onlineplattform des Informationszentrums Umgebindehaus (IZU).

Interessierte fanden dort neben spannenden Onlinepräsentationen auch neue Animationen, ein virtuelles Umgebindedorf, VR-Anwendungen, 3D-Drucke und vieles andere mehr über diese regionale Bauweise.

Das Besondere: Alles basiert auf studentischen Arbeiten des Studienganges Wohnungs- und Immobilienwirtschaft.

Was uns einzigartig macht

Prof. Dipl.-Ing. Thomas Worbs ist Leiter des IZU. Im Interview beschreibt er, wer hinter dem Informationszentrum steckt, was die Webplattform so einzigartig macht und welche Rolle ihr Angebot für künftige Zimmerermeister spielen kann.

Herr Prof. Worbs, was ist der Tag des offenen Umgebindehauses?

Der Tag des offenen Umgebindehauses findet immer am letzten Sonntag im Mai statt. Dann öffnen engagierte Eigentümer von Umgebindehäusern in der Oberlausitz und den angrenzenden Regionen in Polen und Tschechien ihre Häuser für die interessierte Öffentlichkeit.

Für diejenigen, die sich noch nichts darunter vorstellen können. Was sind denn eigentlich Umgebindehäuser?

Die Umgebindehäuser sind das Gesicht der Dörfer der Oberlausitz und eine besondere Spielart von historischen Gebäuden, die in solch einer Konzentration nur in unserem Dreiländereck vorkommen. Besonders sind dabei die Blockstuben, die von einer davorgestellten Fachwerkkonstruktion “umbunden” sind.

Welche Verbindung gibt es zur HSZG?

Das Informationszentrum Umgebindehaus (IZU) ist an der HSZG angesiedelt. Wir sind der wissenschaftliche Ansprechpartner, wenn es um die Umgebindehäuser geht. Unsere Schwerpunkte liegen auf den Fachthemen Konstruktion, Bauphysik, Digitalisierung und Immobilien im ländlichen Raum. Und wir sind vor Ort, eben da, wo die Umgebindehäuser stehen. Ich besitze auch eins ;-).

Wer steckt hinter dem Informationszentrum Umgebindehaus (IZU)?

Wir sind ein Team von engagierten Mitstreitenden der Fakultät Wirtschaftswissenschaften und Wirtschaftsingenieurwesen. Frau Dr. Vogel, Herr Jan Fallgatter, Herr Tom Walter, Herr André Hennig und ich engagieren sich in dem seinerzeit von Prof. Schurig ins Leben gerufenen Projekt. Aber wir Akteure wären nichts ohne unsere Studierenden der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft. Mit viel Fleiß und Engagement erschaffen sie im virtuellen Raum die Objekte, die wir so wunderbar in der Lehre und auch in der Außendarstellung verwenden können.

Wie wirkt das IZU in die Öffentlichkeit hinein?

Für Gasthörer haben wir das Modul “Das Oberlausitzer Umgebindehaus” eingerichtet. Wir veranstalten Vortragsabende und sind in den regionalen Stiftungen, Verbänden und Vereinen vertreten. Aber hauptsächlich wirken wir über unsere Webseite. Dort verknüpfen wir die historischen Gebäude mit der digitalen Welt. Dieses Angebot ist einzigartig.

Was macht diese Webseite denn so einzigartig?

Wir bieten online vertiefende Fachinformationen zum Umgebindehaus. Das Ganze ergänzen wir mit der Digitalisierung der historischen Gebäude im realitätsgetreuen Detailierungsgrad . Auf diesem Gebiet bedienen wir ein ganz breites Spektrum. Angefangen beim virtuellen Umgebindehaus, in dem sämtliche Fachgewerke separat behandelt werden, über die mit Punktwolken oder photogrammetrisch aufgenommenen Hausrundgänge, die eine vollständige Besichtigung ermöglichen. Auch lassen sich zimmermannsmäßige Holzkonstruktionen im virtuellen Raum zerlegen und wieder zusammenbauen. Alle Modelle und Details drucken wir in 3D . Bis hin zu unserem voll funktionstüchtigen Webstuhl, der im laufenden Betrieb im virtuellen Raum beliebig bewegt werden kann. Für den Betrachtenden kann das sehr unterhaltsam sein.

Bleibt unterm Strich nur Unterhaltung statt Wissensvermittlung?

Jede einzelne Bürgerin oder Bürger, die wir für die Besonderheiten und den Wert der Umgebindehäuser sensibilisieren können, ist es wert! Wir sehen an den stetigen Klickzahlen, dass offensichtlich gerade bei Eigentümern und Handwerkern, welche am konkreten Objekt dran sind, unsere Fachinformationen, wie im Sanierungshandbuch, den Forschungsberichten und den Skripten der Vortragsabende, eine wertvolle Hilfe sind. Das Ausbildungszentrum der Bauwirtschaft in Bautzen ist auf unseren virtuellen zimmermannsmäßigen Zusammenbau von Holzkonstruktionen aufmerksam geworden und hat uns ermutigt und den Wunsch geäußert, dieses Angebot für die Zimmerermeisterausbildung auszuweiten und öffentlich zu machen.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft des IZU?

Ideen und Motivation haben wir noch viel. Etwas mehr Zeit und auch solide Mittel würde ich mir wünschen. In der Denkmalpflege, insbesondere der angewandten Hausforschung, sind die Drittmittelgeber rar.

Gibt es aktuell laufende Projekte, die Sie noch erwähnen möchten?

Zurzeit findet eine spannende Umgebinde-Kooperation mit unseren Informatik-Studierenden in Görlitz unter Leitung von Herrn Rönisch statt. Aktuell programmieren unsere Informatik-Experten fleißig. Darüber hinaus wird aus unserem jahrelang angebotenen und öffentlich beachteten Karl-Bernert-Kolleg ab dem kommenden Semester das ZfL-Modul “Das Oberlausitzer Umgebindehaus” erwachsen. Auch dieses Angebot steht Gasthörenden der interessierten Öffentlichkeit offen. Das Programm ist auf unserer Webseite zu finden.

Alle Informationen rund um das Thema Umgebindehäuser bietet die Webseite des Informationszentrums Umgebindehaus (IZU): https://umgebindehaus.hszg.de/.

Foto: Prof. Dipl.-Ing. Thomas Worbs
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