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06. Januar 2021

„F wie Kraft – Frauen als Wirtschaftsfaktor für die Lausitz“ abgeschlossen

Ein weiteres TRAWOS-Forschungsprojekt endete zum 31.12.2020.

F wie Kraft – Frauen. Leben. (Ober)Lausitz existiert als Plattform seit nunmehr fünf Jahren. In Zusammenarbeit mit der Gleichstellungsbeauftragten (GSB) des Landkreises Görlitz konnten am TRAWOS Institut der Hochschule Zittau/Görlitz mehrere Projektetappen erfolgreich initiiert und durchgeführt werden. Ziel war und ist es, möglichst unterschiedliche Frauen aus Politik, Wirtschaft und Regionalentwicklung, Bildung und Verwaltung, Pflege und Dienstleistungen und dem soziokulturellen Bereich zusammenzubringen. Mit diversen Veranstaltungen und der Online-Plattform www.fwiekraft.de hat F wie Kraft in den letzten Jahren nicht nur dazu beigetragen, ein Bewusstsein für die vielfältigen Lebenswelten von Frauen zu schaffen, sondern auch zu zeigen, wo und wie sie zur gelingenden Entwicklung der Region beitragen. Die „harte Arbeit“ von Frauen für „weiche Standortfaktoren“ steht im Zentrum von F wie Kraft. Analog zur Kohleförderung fördert F wie Kraft den Rohstoff Lebensqualität zutage, der zwischen den Schichten von Arbeitsplatz, Wohnraum, Verkehrsanbindung und Wirtschaftskraft verborgen liegt.

Für einen erfolgreichen Strukturwandel ist es essenziell, Frauen als Entscheidungs- und Verantwortungsträgerinnen systematisch für die zukünftigen Entwicklungen zu berücksichtigen und den Kulturwandel in der Industrieregion zu gestalten. Häufig sind es die Frauen, die neue Formen ländlicher Kulturen in der Lausitz erproben und ihre Entwicklung vorantreiben: bspw. in den Bereichen Landwirtschaft, Kultur- und Kreativwirtschaft, Dorfentwicklung und politisches Engagement. Sie tun dies meistens unsichtbar, aber wirkungsvoll. In ihren Handlungsfeldern thematisieren sie all jene Kernthemen, die für eine lebendige Demokratie notwendig sind: Regionales und nachhaltiges Wirtschaften, Wiedergewinnen von sozialem Vertrauen und Gemeinschaft, Allianzen und Wissensaustausch in und über die Region hinaus sowie politisches Engagement und Interessenorganisation.

Diese Themen liegen in den ländlichen Regionen Ostsachsens und Ostbrandenburgs brach und benötigen dringend eine Rekultivierung. Durch die Plattform F wie Kraft sollen die vielfältigen branchen- und sektorübergreifenden Aktivitäten der Lausitzer Frauen sichtbar gemacht, in ihrer Bedeutung für einen geschlechtergerechten Strukturwandel reflektiert, bewertet und ausgeweitet sowie in der kommunalen (Zusammen-)Arbeit verankert werden.  In der Verbindung von Frauen unterschiedlicher Generationen, in der Ansprache branchenübergreifender Initiativen und dem Aufspüren von thematischen Schnittstellen gelingt es immer wieder Frauen als Gestalterinnen zusammen zu bringen, sichtbar zu machen und Entwicklungspotenziale zu entfalten. Dafür braucht es etwas ganz Einfaches: Frauen Mut zu machen, ihre Perspektiven einzubringen.

Ihre Perspektiven sind, wie die Beiträge auf der Plattform eindrucksvoll zeigen, durchaus heterogen und nicht allein auf einen „wirtschaftsorientierten Kurs“ zu reduzieren: Ihre Nahbereich-Innovationen widmen sich den konkreten Handlungswelten und thematisieren Wirtschafts- und Kooperationsstrukturen; neue Arbeitsformen, den Wandel von Wohn-, Lebens-, Ernährungs- und Konsumformen sowie Bereiche wie Pflege, Gesundheit, Familienformen, soziale Gemeinschaften, Landschaftsräume und Wissenslandschaften.  

Ihnen geht es dabei nicht um eine Rundum-Vollversorgung, denn in ländlichen Regionen steht typischerweise nicht die volle Infrastruktur zur Verfügung. Gerade in den Bereichen Mobilität, Kultur und Bildung mussten „schon immer“ konkrete Lösungen vor Ort produziert werden. Durch die Fixierung der Strukturwandeldebatte auf die Erneuerung der Wirtschaftsstrukturen geraten diese zivilgesellschaftlichen Bedarfe, die Innovationskraft und das Handlungswissen, das in diesen selbstproduzierten Lösungen steckt, aus dem Blick.

Seit Oktober 2019 begleitete F wie Kraft im Auftrag der Zukunftswerkstatt Lausitz Frauen aus der Nieder- und der Oberlausitz in ihren Aktivitäten und machte ihr Engagement sichtbar. Das Projekt fokussierte „Frauen als Wirtschaftsfaktor“ im regionalen Strukturwandel der Lausitz. Im Rahmen unseres Auftrages arbeiteten wir in sechs Arbeitspaketen an:

  • der Recherche und Aufbereitung von Handlungsfeldern im Strukturwandel
  • der Identifizierung relevanter Akteurinnen für Vernetzung und Empowerment in der Region
  • Empowerment- und Vernetzungsaktivitäten, vor Allem durch unsere digitale Online-Plattform und unser Netzwerk engagierter Akteur*innen als analoge Plattform
  • nachhaltigen Strukturen für die Initiative, Netzwerke und Plattform
  • Evaluation und Ergebnissicherung

Wir blicken – trotz der unvorhersehbaren äußeren Bedingungen –  zufrieden auf das Projekt und seine Ergebnisse. Es ist nicht nur gelungen, Vernetzungs- und Empowerment-Prozesse anzustoßen und/oder auszubauen und zu verstetigen. Es konnten auch erfolgreich die Perspektiven der Lausitzerinnen auf den Strukturwandel und die Beteiligung von Frauen gesammelt, gebündelt und auf den Plattformen des Projekts breit kommuniziert werden.

Die Erkenntnisse wurden der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und haben es bis zur Gleichstellungsministerin geschafft, die sich explizit auf den Statusbericht bezieht.  Sie bildeten eine der Grundlagen für die „Entwicklungsstrategie Lausitz 2050“ der Zukunftswerkstatt Lausitz als auch für weitere Untersuchungs-, Beratungs- und Diskussionsprozesse – etwa im Rahmen der neu initiierten Drittmittelprojekte, der Zusammenkünfte der GSB in der Lausitzer Region oder der politischen und zivilgesellschaftlichen Debatten, die momentan und zukünftig über die Rolle von Frauen im Strukturwandel geführt werden.

Trotz der Änderungen und Umplanungen bei internen und externen Veranstaltungen und Treffen konnte das Projektteam an bis zu fünf Veranstaltungen und Treffen pro Monat teilnehmen. Darüber hinaus konzentrierten wir unsere Kapazitäten auf die digitale Vernetzung und den Ausbau unserer digitalen Vernetzungskanäle. Es wurden viele neue Perspektiven und mögliche Aufträge für die Zukunft von F wie Kraft sichtbar.

Der insgesamt zufriedene Blick wird gestützt durch die Ergebnisse der Evaluation, welche zeigen, dass das Projekt nicht nur als erfolgreich und gewinnbringend wahrgenommen wird, sondern auch eine Fortführung von zahlreichen Kooperationspartnerinnen gewünscht und angestrebt wird. Im nächsten Schritt muss die Frage der institutionellen Verstetigung und Absicherung der lausitzweiten, parteiunabhängigen und kooperationsstiftenden transformativen Arbeit zum geschlechtergerechten Strukturwandel gestaltet werden.

Weitere Informationen zum TRAWOS-Projekt "F wie Kraft – Frauen als Wirtschaftsfaktor für die Lausitz" (06/2019-12/2019) finden Sie hier.

Foto: Prof. Dr. phil. habil. Raj Kollmorgen
Ansprechpartner
Prof. Dr. phil. habil.
Raj Kollmorgen
Fakultät Sozialwissenschaften
02826 Görlitz
Furtstraße 2
Gebäude G I, Raum 2.17
2. Obergeschoss
+49 3581 374-4259
Foto: Dr. phil. Julia Gabler
Dr. phil.
Julia Gabler
Fakultät Sozialwissenschaften
02826 Görlitz
Furtstraße 2
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+49 3581 374-4264