26. November 2020

Bühne gegen Hörsaal getauscht

Pressespiegel: Die Schauspielerinnen Constanze Rückert und Britta Werksnis können wie viele Künstler zurzeit nicht auftreten. Ihre freie Zeit nutzen sie für ein Studium in Görlitz. (Sächsische Zeitung, 25.11.2020)

Was für ein Zufall! Das dachten Constanze Rückert und Britta Werksnis, als sie im Oktober die ersten Veranstaltungen ihres Masterstudiums Kultur und Management an der Hochschule Zittau/Görlitz begannen und einander kennenlernten. Die beruflichen Hintergründe der zwölf Studierenden in ihrem Jahrgang sind ganz verschieden: Kunst- und Kulturwissenschaftler sind darunter, Betriebswirtschaftler, Kulturmanager. Aber dass gleich zwei Schauspielerinnen dabei sind, ist ungewöhnlich.

Constanze Rückert und Britta Werksnis würden unter normalen Umständen gerade auf der Bühne stehen, Stücke proben oder sich auf zukünftige Engagements vorbereiten. Beide sind als Freischaffende immer wieder an verschiedenen Theatern in ganz Deutschland engagiert. Doch wie Tausende andere Kulturschaffende haben sie im Moment keinerlei Auftrittsmöglichkeiten, keine Engagements und keine Chance, mit ihrer Arbeit Geld zu verdienen.

Den Lockdown für ein Studium nutzen

Constanze Rückerts letztes Engagement endete kurz vor dem ersten Lockdown im Frühjahr. "Damals war ich gerade dabei, alles für die nächste Zeit festzumachen", sagt die 35-Jährige. "Aber alles, was geplant war, wurde abgesagt, und Neues kam nicht zustande, weil kein Theater sagen konnte, wie es weitergeht." Deshalb hatte sie schon im Sommer leise die Idee, die Zeit anders zu nutzen: für ein Studium.

Britta Werksnis hatte das Glück, zumindest in der Zeit, als manche Theater zwischen den Lockdowns unter Corona-Bedingungen öffnen konnten, an einer Sommertheaterproduktion in Rottweil mitwirken zu können. "Aber im Moment habe ich keine Engagements in Aussicht", sagt die 33-Jährige, "und kann auch keine planen."

Für sie war die finanzielle Situation als Solo-Selbstständige bisher allerdings weniger prekär als für Constanze Rückert, die zu den Schauspielerinnen gehört, die immer wieder kurzfristig angestellt sind, aber keinen dauerhaften Arbeitgeber haben und deshalb weder Kurzarbeitergeld noch eine Unterstützung als Solo-Selbstständige bekommen. Bisher sei sie aber mit Erspartem und der Unterstützung durch Freunde einigermaßen durchgekommen.

Gute Zusatzqualifikation für Schauspieler

Beide Schauspielerinnen hatten schon früher darüber nachgedacht, berufsbegleitend Kultur und Management zu studieren. Denn sie wirken nicht nur gern in Stücken mit, sondern möchten auch eigene Ideen und Vorhaben entwickeln, organisieren und umsetzen. "Doch bisher habe ich mir das nicht zugetraut", sagt Britta Werksnis, "weil mir das Handwerkszeug fehlt, ein Projekt zu managen und auf eine stabile Basis zu stellen." Künstlerische Ideen gebe es viele, aber sie müssten auch gut organisiert und wirtschaftlich durchdacht sein. "Denn ein Verlustgeschäft bringt niemandem etwas."

Auch Constanze Rückert möchte sich aus diesem Grund weiterbilden, außerdem hat sie erlebt, dass Künstler öfter unterschätzt werden, wenn sie als Quereinsteiger in anderen Bereichen des Kulturbetriebs arbeiten möchten. "Der Master kann für mich eine gute Zusatzqualifikation sein." Als sich die Situation der Theater auch nach dem Sommer nicht entspannte, dachte sie erneut übers Studieren nach und sagte sich: "Jetzt oder nie!"

Studienstart im März 2021 möglich

Das Masterstudium Kultur und Management kann sowohl im Sommer- als auch im Wintersemester begonnen werden. Der nächste Bewerbungszeitraum startet ab dem 14.12.2020.

Von Stuttgart und Berlin nach Görlitz

Britta Werksnis ist für das Studium von Stuttgart nach Görlitz umgezogen. "Ich bin ganz froh, mal länger an einem festen Ort wohnen zu können", sagt sie. Bisher habe sie zwar in Stuttgart eine Wohnung gehabt, sei aber durch die verschiedenen Engagements meist unterwegs und nie zu Hause gewesen. Constanze Rückert lebt in Berlin und hat sich für das Studium eine Zweitwohnung in Görlitz genommen.

Dass die beiden sich ausgerechnet hier trafen, hat verschiedene Gründe. Für Constanze Rückert war die Stadt am wenigsten weit weg von Berlin entfernt. "Außerdem ist mir gerade in diesen Zeiten geringen Kontakts zu anderen der Präsenzunterricht wichtig." Weil der Studiengang in Görlitz klein ist, lassen sich die Abstände gut einhalten, die meisten Veranstaltungen finden vor Ort statt.

Für Britta Werksnis spielte der enge Praxisbezug eine Rolle, den andere Studierende schon an der Görlitzer Hochschule gelobt hatten. "Ich komme aus der Praxis, deshalb bedeutet es mir auch im Studium viel, praktisch arbeiten zu können." Und auch dass die Bewerbungsfristen wegen Corona verlängert waren, kam den beiden Schauspielerinnen entgegen.

So bald wie möglich wieder spielen

Das Studium ist für Constanze Rückert und Britta Werksnis eine Gelegenheit, das Beste aus dem Lockdown zu machen. Es abzuschließen, auch wenn die Theater wieder offen sein werden, ist für beide ein großes Ziel. Lediglich das erste Jahr erfordere viel Anwesenheit in Görlitz, danach könne man sich das Studium gut einteilen und viel praktisch arbeiten, egal ob in der Stadt oder anderswo.

"Aber ich bin in erster Linie Schauspielerin", sagt Constanze Rückert, "ich möchte spielen, sobald es wieder möglich ist, und mir idealerweise damit das Studium finanzieren." So geht es auch Britta Werksnis. "Ich hoffe, dass sich die Situation für die Theater bald entspannt und wir wieder arbeiten können." Sie hat sogar schon Ideen, in Görlitz aufzutreten, soweit es Corona erlaubt.

Text: Ines Eifler
Der Artikel erschien am 25.11.2020 in der Sächsischen Zeitung, Lokalausgabe Görlitz.

Foto: M.A. Antje Pfitzner
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