Theo turnt

Im Rahmen der Gründerakademie wurde Tina Grüner mit einem Gründungscoaching von Oktober 2019 bis Januar 2020 bei der Gründung ihres Sportstudios "Theo turnt" unterstützt.

Die Internetseite mit Informationen über ihre Angebote ist über www.theoturnt.de zu erreichen.

Das folgende Interview haben wir im Oktober 2021 mit Tina Grüner geführt.

Tina Grüner sitzt auf einer Turnbank
Foto: Paul Glaser

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Theo turnt zu gründen?

Als ich im Jahr 2018 auf Weltreise war, fiel mir immer wieder der uneingeschränkte Medienkonsum von Kindern auf. In Neuseeland war ich ein paar Monate als Au-Pair in einer Familie tätig. Die zwei Kinder waren 2 und 5 Jahre alt und hatten beide ihr eigenes Tablet und ich war schockiert über das „Theater“, das es gab, wenn die Zeit vor dem Bildschirm vorbei war und dem Desinteresse für jegliche Bewegung. Auf meiner weiteren Reise durch viele verschiedene Länder zeichnete sich ein ähnliches Bild ab.

Natürlich leben wir in einem Zeitalter der Digitalisierung und es ist superwichtig, dass die Kids digitale Kompetenz erlernen. Als Kindersporttrainerin weiß ich aber auch, wie wichtig Bewegungserfahrungen für eine gesunde Kindesentwicklung sind.

Die Erfahrung hat mich nicht mehr losgelassen, so suchte ich nach einer Lösung, die genau diese beiden Aspekte verbindet und verfasste damals noch aus Japan das erste Konzept meiner Idee. Zurück in Deutschland, entschied ich mich gegen die Rückkehr in meinen sicheren Job bei der Polizei und gründete Theo turnt.

Bitte erzählen Sie uns mehr über Ihr Unternehmen Theo turnt. Was genau machen Sie? Was zeichnet Sie aus?

Oberfläche der App - zwei Kinder sitzen sich gegenüber

Mit unserer Theo turnt App lösen wir das Problem der fehlenden bzw. sehr rar gesäten Freizeitmöglichkeiten für Kinder im Alter von 1-6 Jahren und bieten mit vielfältigen Bewegungs- und Spielkonzepten, welche durch Alltagsmaterialien aus Haushalt und Natur für Jeden umsetzbar sind, eine Alternative. Das Ziel ist es, die Bewegungskompetenzen von Kindern zu stärken und Familien anzuregen, Zeit miteinander zu verbringen.

Mit unserer interaktiven App wird es spielerisch leicht sich gemeinsam zu bewegen, darüber hinaus erhalten Eltern hilfreiches Wissen zur motorischen Entwicklung und individuelle Tipps für ihr eigenes Kind. Kinder sind heutzutage in den digitalen Medien zu Hause, aber man kann diese auch nutzen, um sie für analoge Angebote zu begeistern. Damit legen wir den Grundstein für ein gesundes Aufwachsen und Beugen präventiv späteren Erkrankungen, aufgrund von mangelnder Fitness, Adipositas und Herz-Kreislauf- Problemen, vor.

Wo haben Sie sich Hilfe geholt?

Ein wichtiger Grund, dass ich mich für eine Selbständigkeit entscheiden konnte und gegen meinen sicheren Beamtenjob, war die Unterstützung durch den Innostartbonus von FutureSax. Durch eine monatliche Auszahlung von 1.000 Euro für ein Jahr hatte ich einen guten Rückhalt, die ersten Erfahrungen einer Gründung zu machen.

Zudem hat mich die HSZG mit der Gründerinitiative perfekt bei den ersten Schritten unterstützt. Als ich zu Dave kam, hatte ich 1000 Ideen und Gedanken, die wir erstmal gemeinsam ordneten und zu Steps in Richtung einer eigenen Firma umwandelten. Damit hat er mich vermutlich auch vor vielen Fehlern bewahrt. Bei einer Veranstaltung von Futuresax und der HSZG habe ich auch meinen jetzigen Geschäftspartner kennengelernt. Zufall oder nicht, das hat mein bzw. unser Startup noch einmal auf eine ganz neue Ebene gebracht.

Meilensteine vom Einzelunternehmen zur GmbH

Team von Theo turn - 3 Frauen, 3 Männer
Foto: Paul Glaser

Mit Theo turnt gestartet bin ich damals als Einzelunternehmerin. Das Konzept der App war zwar schon in seinen Grundzügen da, jedoch fehlte mir die Kompetenz eines Informatikers in meinem Team, also gab ich erst einmal Kinderturnkurse, um meine Zielgruppe besser kennenzulernen. So eröffnete ich im Januar 2020 das erste Kinderturnstudio der Region in Görlitz und musste im März leider schon wieder, aufgrund von Corona, schließen. Glück im Unglück, eine digitale Lösung wurde nun umso mehr gebraucht und gemeinsam mit meinem Geschäftspartner konnten wir ein kleines Team aus Informatikern, Sportwissenschaftlern, Pädagogen und Grafikern aufbauen und schon nach wenigen Monaten unsere erste Appversion in einer Grundversion veröffentlichen.

Unterstützt wurden wir durch die MBG-Sachsen (Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Sachsen) und dem Corona-Startup-Hilfsfonds, denn die Einnahmen fehlten uns natürlich trotzdem durch den Lockdown. Die Situation durch Corona hat uns und auch mich rückblickend auf jeden Fall sehr gefordert. Neben all der Euphorie einer eigenen Firma war ich von heute auf morgen „arbeitslos“, das Konzept der App noch nicht marktfähig. Um alle laufenden Kosten zu decken, habe ich für 8 Monate parallel in einem Nebenjob gearbeitet. Ich glaube, das Jahr 2020, welches für viele unheimlich ruhig war, war bei mir das stressigste Jahr in meinem bisherigen Leben. Tagsüber mein neuer Job, im Anschluss die Turn-Kurse (als es dann wieder möglich war) unter erschwerten Hygiene-Vorschriften und abends bis in die Nacht hinein, haben wir an unserer App getüftelt.

Was sind Ihre Ziele für die Zukunft?

Gern möchten wir in den Gesundheitsmarkt eintreten und unsere App als Präventivangebot für Kinder bis 6 Jahre über die Krankenkassen anbieten. Unsere Mission ist es, Kinder für Bewegung zu begeistern, egal in welche Richtung sich unsere Firma entwickelt, das wird immer unser erster und wichtigster Grundsatz bleiben.

Das Bewegungsdefizit von Kindern ist ein aktuelles gesellschaftliches Problem und wird uns in Zukunft auch weiterhin beschäftigen. Trotzdem bekommt es immer noch viel zu wenig Aufmerksamkeit. Für die Zukunft wünschen wir uns, dass sich das ändert und das Thema Bewegung auch bei den Kleinsten in weiteren Bereichen stärker berücksichtigt wird.

Welche Tipps haben Sie für unsere zukünftigen Gründer?

Baue dir ein gutes Netzwerk auf. Gerade am Anfang ist dies superwichtig!
Verabschiede dich von der romantischen Vorstellung einer Gründung und dem schnellen Erfolg über Nacht. Das Startup-Life hat so viele Höhen und Tiefen, manchmal durchlebe ich an einem Tag zehn verschiedene Gefühlszustände. Aber weitermachen lohnt sich! Mein Team und ich wachsen jeden Tag über uns hinaus und diese Erfahrungen kann uns keiner mehr nehmen.