11. April 2018

Ringvorlesung im Sommersemester 2018

Ein Rückblick zum Vortrag von Dr. Markus Bauer zum Thema "Grenzland − Brückenland".

Die Ringvorlesung im Master-Studiengang "Management sozialen Wandels" (im Sommersemester gleichzeitig Ost-West-Kolleg) der Hochschule Zittau/Görlitz widmet sich im Sommersemester 2018 dem Thema "Der ostmitteleuropäische Raum: Alte und neue Grenz(überschreitung)en". Im Rahmen des Programms eröffnete Dr. Markus Bauer (Direktor des Schlesischen Museums Görlitz) die Vorlesungsreihe am 22. März 2018 mit seinem Vortrag zum Thema "Grenzland − Brückenland. Grenzen in der Geschichte Schlesiens und der Oberlausitz".

 

In dieser ersten von insgesamt acht Lesungen der Programmreihe ließen sich rund 40 Teilnehmer auf eine Zeitreise durch die Geschichte der Grenzen und Grenzüberschreitungen von Schlesien und der Oberlausitz ein. Dr. Bauers historischer Rückblick begann vor 1000 Jahren. Er ermöglichte einen Einblick in die geografischen und politischen Veränderungen und die damit verbundenen Folgen für die in den Gebieten (Schlesiens und der Oberlausitz) lebenden Menschen.

 

 

Dr. Markus Bauer, Direktor des Schlesischen Museums in Görlitz hielt den ersten Vortrag der Ringvorlesung.

 

Die Grenze der Oberlausitz und Schlesiens war damals nicht "scharf" gezogen wie wir es von heutigen Ländergrenzen kennen. Der Landesausbau und die Siedlungsprozesse begannen im 12. Jahrhundert. Sogenannte Siedlungszellen, die durch Rodung von Waldflächen und die Besiedlung von Menschen entstanden, bildeten die Grenzen der damaligen Zeit. Territoriale und herrschaftliche Veränderungen zwangen die Menschen teilweise ihre Gebiete zu verlassen. Die wechselnden Herrschaftsverhältnisse brachten Probleme verschiedenster Art für die Bevölkerung mit sich.

 

Ein besonderes Problem waren die verschiedenen Sprachen. Die Einwanderer brachten ihre Sprache und Kultur mit. Es gab neben der slawischen Sprache, die deutsche, die polnische und die tschechisch-mährische Sprache (Bezeichnung der unterschiedlichen tschechischen Dialekte). Dies hatte zur Folge, dass höhere Ämter nur durch Menschen besetzt wurden, die der Herrschaftssprache des Gebiets mächtig waren.

 

Zu den Folgen der Kriege gehörten neben Umsiedlung auch die Verfolgung bestimmter Menschengruppen auf Grund ihrer Konfession. Die Grenzen hinderten die Menschen jedoch nicht am Reisen. Reisende und Kaufleute wurden als Grenzgänger der damaligen Zeit bezeichnet. Die Grenzen waren wichtig für die Erhebung von Zöllen und die Steuereinnahmen im jeweiligen Herrschaftsgebiet. Die Handelsstraßen jener Zeit waren an der europäischen Kulturentwicklung maßgeblich beteiligt. Migrationsprozesse gehörten über die Jahrhunderte zur Geschichte der Oberlausitz und Schlesiens.

 

In seiner Schlussbemerkung stellte Dr. Bauer klar heraus, dass die Geschichte Schlesiens und der Oberlausitz durch diese ständige Veränderung der unterschiedlichen Grenzen stark von Interkulturalität geprägt war. Die anschließende Diskussion bot die Möglichkeit gezielte Nachfragen an den Referenten zu stellen. Zentrale Fragen bezogen sich dabei auf die Ironie des heutigen Umgangs mit Interkulturalität trotz der zugrundeliegenden Historie.

 

Ebenso bestand ein starkes Interesse an der Sichtweise der Menschen, welche damals ihre Heimat verlassen mussten. Dazu erzählte ein Teilnehmer, welcher selbst durch die Verschiebungen der Grenzen aus seiner schlesischen Heimat vertrieben wurde. Er bezeichnet sich auch heute noch als Schlesier und fühlt sich seiner Herkunftskultur sehr verbunden. In den weiteren Lesungen der Programmreihe werden sich die Vortragenden aus Deutschland, Tschechien und Polen mit den Grenzen zwischen Ost und West aus unterschiedlichen Perspektiven auseinandersetzen. Dabei spielen soziale, kulturelle und geographische Perspektiven eine Rolle.

Die nächste Lesung wird Dipl.-Paed. Jan Steffens von der TU Dresden am 5. April 2018 unter dem Thema "Intersubjektivität, Grenze und Alterität. Soziale Beziehungen in Wechselwirkung mit Kultur und Gesellschaft" halten.

 

Text: Elén Klimmer und Elisabeth Linke

Fotos: Cornelia Müller

 


Kontakt:

Cornelia Müller

Mitarbeiterin im Master-Studiengang "Management sozialen Wandels"

Tel.: 03581/374-4274

Büro: Haus GI (Blue Box), Zi. 1.09

Postanschrift: Hochschule Zittau/Görlitz

Brückenstraße 1, 02826 Görlitz