25. Februar 2015

Resilienzstudie zur Oberlausitz vorgelegt

Bericht zum Dialogprojekt "Stärkung der Resilienz in Mittelstädten – Informationsaustausch regionaler Akteure (SRMS)"

Ganz Sachsen profitiert von einem erstarkenden sogenannten Ländlichen Raum (gemeint ist das im übrigen wesentlich urban geprägte Territorium der Landkreise; es wäre besser von einem »Landkreisraum« zu sprechen) mit seinen zwei Dritteln der sächsischen Bevölkerung. Den aktuellen qualitativen Problemen der Demographischen Entwicklung gingen Prof. Matthias Theodor Vogt, Professor für Kulturpolitik an der Hochschule, und seine Mitautoren im Dialogprojekt »Stärkung der Resilienz in Mittelstädten – Informationsaustausch regionaler Akteure (SRMS)« nach. Sie wurden unterstützt von der Sächsischen Staatskanzlei.

Kultur nicht weiterzugeben und nicht zu vermitteln – beispielsweise durch das Fehlen lokaler Eliten – kann in erheblichem Maße zu Abwärtsspiralen führen. Exemplarisch wird dies deutlich an den teils problematischen Vorstellungswelten der Oberlausitzer Jugend und fehlender oder problematischer regionaler Identität, die in den Akteursinterviews zugange traten.

Kultur ist elementar für Resilienz, denn sie fördert geistige Offenheit (Variabilität), vermindert die Abhängigkeit von Althergebrachtem und wirkt einem innovationsgefährdenden Mainstreaming entgegen (Diversität). Sie fördert Sozialkapital, läßt die Dinge im Überkommenen wurzeln und versichert gegen Innovationsgötzentum und Hyperinnovation. Sie gesellt zum gefährlichen Effizienzdogma andere Beurteilungskriterien für ein gelingendes Leben: Muße, Entschleunigung, nützliche Redundanz. Dadurch wiederum wird es möglich, Schrumpfungsprozesse auch als Chance zu sehen, statt – entsprechend dem Leitnarrativ der Moderne vom immerwährenden Wachstum – nur einen Abstieg zu sehen. Damit bringt Kultur auch die Frage nach den Zielgrößen von Politik auf das Tapet: Dies ist seit der Antike die eigentliche politische Frage.

Es ist darum nicht ausgeschlossen, daß der ländliche Raum, insbesondere die innovativen Mittelzentren, für die Gesamtgesellschaft zu einem wichtigen Laboratorium von ,wachstumsindifferenten‘ Formen des Zusammenlebens werden könnte. Kultur ist hier insofern zentral, als sie ja gerade die Vorstellungswelten und Narrative liefern könnte, das gute Leben in anderen als den üblichen Wachstumsprozessen zu sehen.

Es bedarf daher einer Strategie zur Entwicklung von Kultur als Standort- und Resilienzfaktor. Besonderes Augenmerk hat hierbei auf der ‚Aktivierung‘ und der Anerkennung der zivilgesellschaftlichen Potentiale bzw. Leistungen zu liegen.
Dabei geht es auch darum, erst einmal (wieder) sichtbar zu machen, daß Kultur als politischer Acker in den Kommunen systematisch bestellt werden kann und bestellt werden sollte. Dies wäre die Voraussetzung für wünschenswerte Strategiekonzepte auf lokaler Ebene. Hierzu scheint besonders geeignet, Beispiele guter Praxis zu versammeln. Praxis läßt sich nur durch Praxis ersetzen. Vielleicht wird dann auch erkennbar, was der Kommerzialisierung der Jugendkultur entgegenzusetzen ist.
Konkret schlagen die Autoren vor, im Freistaat Sachsen einen Modellversuch „Resilienzstärkung durch Verschränkung von Raum- und Kulturpolitik“ für die ländlichen Räume Sachsens durchzuführen.

Matthias Theodor Vogt, Frank Feuerbach, Kai Kranich, Veronika Valvodová
im Zusammenwirken mit Erik Fritzsche, Wolfgang Zettwitz und anderen
Bericht über das Dialogprojekt »Stärkung der Resilienz in Mittelstädten – Informationsaustausch regionaler Akteure (SRMS)« unterstützt von der Sächsischen Staatskanzlei im Rahmen der Förderrichtlinie Demographischer Wandel sowie der Stiftung der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien durch Vermittlung des Landkreises Görlitz


Download des Berichtes unter

undefinedwww.kultur.org/srms

Foto: Prof. Dr. phil. Dr. habil. Matthias Theodor Vogt
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