29. November 2018

Bier vereint Tradition und Nachhaltigkeit

Das von Biotechnologen gebraute Hochschulbier mundete beim diesjährigen Tag der Umwelt.

Geschichtliches und Aktuelles zum Bier

Der große Hörsaal füllte sich zunächst langsam und dann Punkt 8 Uhr morgens schlagartig mit sage und schreibe circa 200 Studierenden unserer Hochschule. Das ist nicht ganz so selbstverständlich bei manch einer Vorlesung um diese Uhrzeit. Aber es war eben auch nicht irgendeine eine Vorlesung, sondern die des 14. November 2018 zum diesjährigen Tag der Umwelt "Bier von hier - Tradition und Nachhaltigkeit". Und das Thema lockte dann doch viele Interessierte aus den Betten um sogar zwei Professoren die Aufmerksamkeit zu schenken. Herr Prof. Ender und Herr Prof. Delakowitz veranschaulichten dann sehr lebendig und wortgewandt Geschichtliches und Aktuelles zum Bier. Sie erläuterten die Bierherstellung, diskutierten ökologische und nachhaltige Aspekte bei der Herstellung und beim Vertrieb von Bier, bis hin zu den Trends welche Biersorten und Biermischgetränke gerade am beliebtesten sind.

Des Deutschen Lieblingsbier ist dabei unangefochten das Pils bzw. Pilsener, gefolgt von Weiß- und Schwarzbier. Jedes Jahr werden in Deutschland etwa 8 Milliarden Liter Bier getrunken, hergestellt in circa 5.000 verschiedenen Biersorten und von über 1.350 Brauereien. Bierliebhaber und Liebhaberinnen könnten demnach theoretisch 13,5 Jahre lang jeden Tag eine andere Biersorte trinken bzw. verkosten! Im europäischen Vergleich des jährlich pro Kopf getrunkenen Bieres belegt Deutschland mit etwa 101 Liter allerdings den zweiten Platz hinter Tschechien, das jährlich pro Kopf circa 143 Liter konsumiert. In Tschechien wurde übrigens im Jahr 1842 auch das erste Pils bzw. Pilsner gebraut und in typischer Weise nach seiner Stadt Pilsen benannt. Dass dies aber längst nicht der Anfang vom Bier war, belegen aktuelle archäologische Ausgrabungen von 2017, bei denen Forscher nahe der israelischen Stadt Haifa eine circa 13.000 Jahre alte Alkohol-Produktionsstätte gefunden haben. Bei diesem bisher frühesten Nachweis der Alkoholherstellung muss allerdings zunächst die Rede über das Gären von Getreide und damit über die Basis vom Bierbrauen sein. Die Bierherstellung kann also auf vergorenes Getreide aus der Brotherstellung zurückgeführt werden, und das wohl eher zufällig, weil der Brotteig zu lange in der Sonne stand.

Podiumsdiskussion mit regionalen Brauereien

Um 14:30 Uhr füllte sich der Hörsaal erneut und zu den anwesenden Studierenden, Hochschul-beschäftigten und Zittauer Bürgerinnen und Bürgern fanden sich die besonders erwarteten Vertreter der regionalen Brauereien im Podium ein. Nach der Eröffnung des Tages der Umwelt durch die Prorektorin Bildung und Internationales der Hochschule, Frau Prof. Dr. Christa Heidger, und durch den Zittauer Oberbürgermeister Herrn Thomas Zenker begann die professionell moderierte Diskussion gemeinsam mit dem Publikum. Einigkeit bestand darin, dass die Nachhaltigkeit von Bier und vom Bierbrauen immer mit der Tradition und dem regionalen Bezug der Brauereien verbunden ist.

Aus wirtschaftlicher und sozialer Nachhaltigkeitsperspektive sind Brauereien Wertschöpfungsfaktor, Arbeitgeber, Ausbilder und Kulturförderer in unserer Region. Traditionelles Wissen, eine Braukultur und Braukunst werden generationenübergreifend weitergegeben und erhalten.

Die Nachhaltigkeit spielt für die Brauereien aus dem Landkreis Görlitz aber auch dann eine Rolle, wenn sie die Bierzutaten aus Sachsen und damit noch relativ regional beschaffen können. Dass, das aber leider nicht immer möglich ist, liegt an den Hopfen- und Malzsorten, die es für spezielle Biersorten braucht und die dann auch aus dem Bundesgebiet eingekauft werden. Andere Nachhaltigkeitsbemühungen gehen mit dem hauptsächlichen Vertrieb des Bieres in die neuen Bundesländer einher und wenn es doch nach Fernost geht, mit dem Export in Dosen. Je nach strategischer Ausrichtung einer Brauerei kann dies zur Reduzierung von Kraftstoff, Energie und Umweltauswirkungen durch den Transport beitragen. Hierzulande kann grundsätzlich gesagt werden, dass es nachhaltig und umweltfreundlich ist, wenn das Bier in Mehrwegflaschen und -fässern zum Konsumenten und die Behältnisse wieder zurück in die Brauereien gelangen. Das spart Rohstoffe und Energie für immer neue Behältnisse und vermeidet Abfall, dessen Recycling- und Beseitigungsaufwendungen.

Zum Abschluss ein Bierchen

Zum Abschluss des Tages konnten alle Anwesenden den durch Vortrag und Diskussion angeregten Durst auf ein Bierchen mit kleinen Kostproben stillen, die die Vertreter der Brauereien dankenswerter Weise mitgebracht hatten. Verkostet wurde zudem das eigens für diesen Tag der Umwelt durch Lehrende und Studierende der Biotechnologie gebraute Hochschulbier. Denn die Bierherstellung beruht auf chemischen und biologischen Grundlagen, die zuvor anhand eines Brauseminares ganz praxisnah veranschaulicht und vermittelt wurden. Und Bier maßvoll und nur zu bestimmen Anlässen genossen, wie das Hochschulbier, hat schließlich auch etwas Geselliges und Soziales an sich und soll dann auch nicht ungesund sein.

Zittauer Unterwelt und Brauereibesichtigung

Noch mehr zum Bier, seiner Geschichte und Herstellung gab es am darauffolgenden Abend des 15. November bei einer Führung durch die ehemaligen Zittauer Bierkeller und durch die Görlitzer Landskron-Braumanufaktur zu erfahren. Denn beide Hochschulstandorte blicken auf eine langjährige Bier-geschichte zurück und haben sich die Bierkultur und -tradition bis heute erhalten. In diesem Sinne bleibt noch, ein Glas zum Wohl und auf ein Wiedersehen bis zum nächsten Tag der Umwelt zu heben.

Foto: Dipl.-Kffr. Anke Zenker-Hoffmann
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