11. Januar 2017

HSZG geht "unter Tage"

Zur Jahresabschlussexkursion 2016 ging es für HSZG-Studierende nach Morsleben und Gorleben.

4 Studierende des Studienganges „Energie- und Umwelttechnik“ (Studienrichtung: Strahlen- und Kernenergietechnik) und des Masterstudiengangs „Maschinenbau und Energietechnik“ der Fakultät Maschinenwesen und 3 Studierende des Studienganges „Ökologie und Umweltschutz“ der Fakultät Natur- und Umweltwissenschaften beteiligten sich an einer zweitägigen Fachexkursion.

Frühes Aufstehen war angesagt, denn wir starteten am 21.12.2016 schon um 04:45 Uhr mit dem Hochschul-Exkursionskleinbus in Richtung Endlager für radioaktive Abfälle Morsleben (ERAM). Nach 4 Stunden Fahrt erreichten wir unser erstes Ziel – das BfS-Info-Zentrum Morsleben. Dort erhielten wir eine Einführung über die Historie des Salzbergwerkes, einen Überblick über die Nutzung als Endlager für schwach- und mittelaktive radioaktive Abfälle sowie die eingelagerten Mengen und wurden über das beantragte Stilllegungskonzept informiert, was sich derzeit im atomrechtlichen Planfeststellungsverfahren befindet. Ebenfalls wurde uns die laufende Umstrukturierung des jetzigen Betreibers Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) zur Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE mbH) erläutert.

Nach Belehrungen zum Verhalten unter Tage, dem obligatorischen Sicherheitscheck beim Betreten der Endlageranlage und das Anlegen von arbeitschutzgerechter Grubenbekleidung, Sauerstoff-Selbstretter und Grubenlampe fuhren wir unter Begleitung einer Mitarbeiterin und eines Mitarbeiters der DBE mit 4 m/s Förderkorbgeschwindigkeit nach unter Tage ein. Wir konnten so hautnah erleben, wie es fast 500 Meter unter der Erde in einem Salzstock aussieht. Schwerpunkte der Befahrung mit Dieselfahrzeugen im Grubengebäude waren der Besuch der Markscheiderei, von ehemaligen untertägigen Salzabbaukammern und der fast fertiggestellten riesigen Untertage-Werkstatt.

Wir fuhren nach dem Abschlussgespräch und der Besichtigung der Ausstellung im Info-Zentrum zur JH Braunschweig weiter. Als kleiner „kultureller“ Beitrag der Exkursion bot sich am Abend der Besuch des Braunschweiger Weihnachtsmarktes an.

Am nächsten Morgen ging es zur Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) Braunschweig - dem nationalen Metrologie-Institut Deutschlands, also quasi zum obersten staatlichen Eichinstitut in Deutschland. Im Einführungsvortrag wurde uns ein Überblick zur Geschichte und zu den Aufgaben der PTB dargestellt und die ab 2017 neu geltende Basis für das neue Internationale Einheitensystem (SI) erläutert. Anschließend erfolgte eine Führung durch die historische Sammlung zu Leistungsmessgeräten der Elektrotechnik und eine zweite Führung im Laborgebäude der Arbeitsgruppe Zeitnormale. Vorgestellt wurden uns die an der PTB gebauten konventionellen Caesium-Uhren CS1 und CS2 mit einem thermischen Atomstrahl und andererseits die modernen Caesium-Fontänenuhren CSF1 und CSF2 mit lasergekühlten Atomen, die weltweit zu den genauesten Atomuhren gehören. Diese Atomuhren liefern die Normale für Zeit und Frequenz und bilden die Basis für die nationale Referenzzeitskala UTC(PTB).

Schnell mussten wir wieder in unseren Hochschulbus, da wir im Zeitplan schon eine halbe Stunde zurücklagen. Auf der Fahrt zur Gesellschaft für Nuklear-Service mbH (GNS) in Gorleben konnten wir dann auch nur im „Vorbeiflug“ an einer bekannten fast-food-Einrichtung unser Mittagessen fassen. Im Info-Haus der GNS in Gorleben begrüßte uns Herr Lutz Oelschläger persönlich, der selbst ab 1985 an der Technischen Hochschule Zittau Kernkraftwerkstechnik studiert hat und nach mehreren Stationen in der GNS seit 2008 als Werkleiter am Standort Zwischenlager Gorleben fungiert. Wir besichtigten die Ausstellung im Info-Haus mit Exponaten zur Zwischenlagerung wärmeentwickelnder hochradioaktiver Abfälle. Aber auch eine große Nebelkammer war in Betrieb, an der wir gut die natürlich auftretende Radioaktivität in der Umwelt visualisiert bekamen. Nach kurzer Fahrt zum Werksgelände und der wieder obligatorischen Sicherheitskontrolle wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt. Jeweils eine Gruppe konnte sich in einem Video-Raum zu Sicherheitsexperimenten für CASTOR-Behälter informieren, während die andere Gruppe eine Führung im Transportbehälterlager eben mit solchen Behältern erhielt.

Nach den vielen Eindrücken dieses zweiten Exkursionstages lag nun „nur noch“ der Heimweg vor uns. Dabei waren uns das Wetter und der Verkehr leider nicht so hold, so dass die letzten Teilnehmer erst nach 6 h Kleinbusfahrt wieder in Zittau aussteigen konnten.

 

Zitate aus den Exkursionsberichten der Studierenden:

„Sowohl Morsleben, als auch Gorleben waren beeindruckende Lagerstätten und die jeweilige Betreuung hätte nicht besser sein können. Mir persönlich hat das Zwischenlager Gorleben am meisten imponiert. Die Kosten waren dem Umfang entsprechend im Rahmen und die Unterkunft sehr gut. Trotz der langen Fahrten würde ich die Exkursion jederzeit wieder mit machen und kann sie jedem, auch wenn nicht kerntechnisch begeistert, nur empfehlen.“

„Die Besichtigung des Bergwerks war der Höhepunkt des ersten Exkursionstages und bot spektakuläre Eindrücke.“

„Der Teil der Exkursion als wir in Morsleben waren, war geil! Vor allem die Fahrt untertage. Das Salz schmeckt übrigens super….Die PTB in Braunschweig war weniger interessant. Die Atomuhren waren dabei noch besser als die Ausstellung über Stromzähler.“

 „Überraschend für mich war die Größe des Bergwerkes und die strickten Vorschriften an die sich die Betreiber halten müssen da es sich nicht nur um ein mittelradioaktives Endlager handelt, sondern auch nach dem Bergrecht betrieben wird. Folgenden Satz habe ich mir von unseren Begleitern eingeprägt: „Was nicht ausdrücklich erlaubt ist, ist verboten“.“

 „Die Exkursion bot ein vielfältiges und sehr interessantes Programm. Die Höhepunkte waren die Einfahrt in den Salzstock in Morsleben und die Besichtigung der Castoren in Gorleben. Es ist sehr empfehlenswert und wahrscheinlich eine einmalige Gelegenheit, Einblicke in die Lagerung von radioaktiven Stoffen zu erhalten.“

 „Alle drei Besichtigungen waren interessant, es war sehr gut organisiert und die Betreuer haben alle aufkommenden Fragen besten Willens beantworten können. Für mich persönlich waren das Bergwerk und das Zwischenlager die Höhepunkte.“

Foto: Dipl.-Ing. Sören Alt
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